GMH Recycling GmbH

Gelebte Kreislaufwirtschaft mit grünem Stahl

Im Hafen von Osnabrück bereitet die GMH Recycling GmbH Schrott auf – und beliefert damit vor allem das zur selben Unternehmensgruppe gehörende Elektrostahlwerk in Georgsmarienhütte. „Das ist gelebte Kreislaufwirtschaft. Und es ist grüner Stahl. Es ist ein Industrieprodukt auf die nachhaltigste Art und Weise erzeugt, wie es möglich ist“, sagt Geschäftsführer Julian Kröger im Gespräch mit Niedersachsen.next bei einem Unternehmensbesuch vor Ort.

Die GMH Recycling GmbH hat ungefähr 160 Mitarbeitende mit unterschiedlichen Qualifikationen. Sie werden in Materialkunde umfangreich geschult, um unterschiedliche Metalle auf Anhieb von außen erkennen zu können. Denn weder E-Motoren noch Gasdruckbehälter dürfen in den Elektrolichtbogenofen der Georgsmarienhütte GmbH gelangen.

Die Vision der GMH Recycling GmbH bzw. der gesamten GMH Gruppe ist es, Transporte und den Verkehr CO2-ärmer zu machen, durch eine Verlagerung auf Binnenschiffe. Die Weiterentwicklung des Stadthafens, für die sich Unternehmen, Verwaltung und Wirtschaftsförderung gemeinsam einsetzen, kann daher ein wichtiger Beitrag sein, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zu sichern.

Der trimodale Binnenhafen könnte durch einen Ausbau der Schleusen für die weit verbreitete Standardschiffsgröße „Europaschiff“ ertüchtigt werden. Dadurch könnte mehr Ladung kosteneffizient in den Hafen angedient und dort gelöscht werden.

v.l.n.r. Julian Kröger, GF der GMH Recycling GmbH, Dr. Oleksandr Gryshkov, Themenmanager Mobilität und Energie Niedersachsen.next, Markus Völcker (Standortentwicklung Mobilität und Energie) von der WFO Wirtschaftsförderung Osnabrück GmbH, Olexander Filevych, Themenmanager Mobilität Niedersachsen.next

„Die Transformation funktioniert nur, wenn logistische Abläufe funktionieren“, so Kröger. „Das heißt Straße, Schiene und Wasserwege müssen funktionsfähig und auch wettbewerbsfähig sein. Das heißt, wir können das nicht singulär denken, sondern müssen das in Netzwerken denken. Wir als Stahlwerk oder als Schrott-Recyclingbetrieb funktionieren nur mit dieser ganzen Infrastruktur drumherum.“ Deutschland habe sich entschieden, das „Kompetenzzentrum“ Stahlindustrie zu behalten: „Aus meiner Sicht genau der richtige Weg. Denn wir wollen auch weiterhin Autos fahren und Windräder aufstellen.“

Darüber hinaus bietet das Hafengelände gute Voraussetzungen, um sich dort gemeinsam mit Wissenschaft und Forschung Fragestellungen z.B. rund um die Automatisierung und Digitalisierung zu widmen. Daher steht Niedersachsen.next im engen Kontakt mit der regionalen Wirtschaftsförderung, um die Impulse zu setzen bzw. die Akteurinnen und Akteure zusammenzubringen.

Produktion, Kreislaufwirtschaft


GMH Recycling GmbH
Rheinstraße 90-122
49090 Osnabrück

GMH Recycling

Gründungsjahr: 1995
Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 160


Julian Kröger, Geschäftsführer GMH Recycling GmbH

„Wir brauchen gute Unterstützung auch aus der Politik. Ich bin fest davon überzeugt: wenn wir mit unserem Hafen-Entwicklungsprojekt in Richtung Berlin gehen, dann wird Hannover an unserer Seite stehen.“

Markus Völcker, Standortentwicklung Mobilität und Energie bei der WFO -Wirtschaftsförderung Osnabrück GmbH

Der Hafen Osnabrück spielt eine zentrale Rolle in der Dekarbonisierung der deutschen Stahlindustrie, indem er als logistisches Drehkreuz CO₂-effiziente Transportketten ermöglicht und somit den Umschlag nachhaltiger Rohstoffe sowie die Kreislaufwirtschaft innerhalb der industriellen Transformation  unterstützt.

Bilder: Niedersachsen.next


Im Interview:  Julian Kröger, Geschäftsführer GMH Recycling GmbH

Was können andere Standorte vom Standort Osnabrück lernen?

Der Austausch ist wichtig, zwischen Politik, Industrie und Wissenschaft – und diese Ketten immer mehr zu optimieren und zu verbessern. Vor 30 Jahren hatten wir ja auch schon mal eine Transformation. Als wir vom Hochofen zum Elektrolichtbogenofen gegangen sind – vermute ich mal – haben das auch viele für einen irren Plan gehalten. Es ist uns aber auch gelungen, weil wir kontinuierlich daran gearbeitet haben. Und ich glaube, wenn man mit diesem Spirit an solche Projekte wieder rangeht, dann kann man auch wieder solche Dinge gemeinsam schaffen. Unsere Transformation ist ein gutes Beispiel, wie auch Politik und Wirtschaft Hand in Hand gearbeitet haben. Wenn damals nicht der Support des Landes Niedersachsen dagewesen wäre, dann hätte es diese Transformation bei uns auch damals nicht gegeben.

Ist grüner Stahl die Zukunft?

Grundsätzlich ist es so, dass in Europa an grünem Stahl kein Weg vorbeiführt. Die große Frage ist, was muss getan werden, dass auch Märkte entstehen? Es macht keinen Sinn, wenn wir hier Grünstahl haben, der aber so teuer ist, dass alle Welt aus China und Indien weiterhin grauen Stahl importiert. Ich glaube, dass dabei auch die öffentliche Beschaffung eine große Rolle spielt. Man könnte z.B. darüber reden, dass grüner Stahl aus Deutschland einen Vergabevorteil hat. Ich glaube nicht, dass es fundamental an den Kosten scheitert. Aber ich glaube, wir müssen den Weg weiterhin konsequent gehen. Vielleicht werden wir in Deutschland nicht mehr 40 Millionen Tonnen Stahl herstellen, sondern dann nur noch 30, aber dann dafür grün und hochqualitativ.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich von Organisationen wie Niedersachsen.next oder der Wirtschaftsförderung Osnabrück?

Generell ist wichtig, dass zugehört und verstanden wird, was Industrie eigentlich benötigt. Ich allein kann keine neue Schleuse bauen. Deshalb ist es wichtig, Akteure zusammenzubringen und Kräfte zu bündeln, den Anliegen Gehör und Sichtbarkeit zu verschaffen. Heutzutage wollen viele Menschen am liebsten den Hafen zumachen oder schön nett am Wasser flanieren. Ich glaube aber, ein Stahlwerk, das in Deutschland schließt, kommt nicht mehr so schnell wieder. Ich glaube, bei diesen Dingen brauchen wir gute Unterstützung, auch aus der Politik. Niedersachsen ist da schon sehr, sehr positiv unterwegs. Und ich bin fest davon überzeugt: wenn wir mit unserem Hafen-Entwicklungsprojekt in Richtung Berlin gehen, dann wird Hannover an unserer Seite stehen.