Eine Power-to-Gas-Anlage (PtG) mit allem, was das Energiewende-Herz begehrt: „Ihre Lösung, die Energieversorgung für das Hotelgebäude und die Gastronomie auf klimaneutrale Beine zu stellen, ist einmalig in der Branche“, lobte Frank Doods, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, beim Power-to-Gas-Summit der Firma Cytok in Sassenburg/Stüde im Landkreis Gifhorn. Besonders interessant war der Blick hinter die Kulissen, in die Räume der Anlage, bei dem auch Niedersachsen.next Themenmanagerin Gunda Fahrenkrog mit dabei war.
Staatssekretär würdigte das Engagement von Cytok und betonte, dass die Lösung der dezentralen Energieversorgung ein marktfähiges Modell sei, das an anderen Orten repliziert werden könne. „Das Projekt zeigt Pioniergeist und wird der Notwendigkeit gerecht, jetzt marktfähige Lösungen zu entwickeln.“
Die Pilotanlage von Cytok steht am Bernsteinsee und versorgt eine Feriensiedlung und ein Hotel dezentral mit Strom und Wärme: zu 80 Prozent aus eigener Gewinnung sowie zu 20 Prozent aus zugekaufter grüner Energie. Die Technologie basiert auf der Erzeugung von grünem Wasserstoff, der mit Kohlendioxid zu synthetischem Methan (CH₄), auch als „grünes Erdgas“ bezeichnet, methanisiert wird. Dieses Verfahren erleichtert die Speicherung und macht es möglich, bewährte Erdgas-Technologien wie Blockheizkraftwerke (BHKWs) und Brennwertthermen mit geringfügigen Anpassungen weiterhin zu nutzen. Durch geschlossene CO₂-/Methankreisläufe sowie das modifizierte Oxyfuel-Verfahren wird das grüne Erdgas in der Pilotanlage emissionsfrei verbrannt. Das Gesamtsystem hat sich die Firma Cytok patentieren lassen.
„Auch unsere Tagungs- und Feriengäste fragen immer häufiger nach dem CO2-Abdruck. Da können wir jetzt sagen, dass auch unsere Wasserskianlage klimaneutral ist“, berichtet Betreiber Holger Junk, Geschäftsführer der Bernsteinsee Hotel GmbH, und setzt ein Zeichen für nachhaltigen Tourismus. Die Dynamik und das Engagement von Junk und Klaus Schirmer, Geschäftsführer der Cytok GmbH prägten den Veranstaltungstag und das spannende Programm rund um ihre grüne PtG-Pilotanlage.
Schirmer erklärte das Motto „hydrogen pirates“: Es bedeutet, den Wasserstoff zu kapern und „was draus zu machen“. Hochinteressant war daher auch der Rundgang durch die Anlagentechnik – geeignet für mindestens 3000 Quadratmeter zu beheizende Fläche. Die Technologie könnte nicht nur für Hotelanlagen, sondern auch für größere Wohnanlagen, Quartierskonzepte, Gewerbeobjekte und Industrieanlagen eine Lösung sein. Die Power-to-Gas-Technologie von Cytok ermöglicht jedenfalls eine hohe Unabhängigkeit vom Energiemarkt und sektorenübergreifende Energiespeicherung im großen Maßstab. Die hohen Investitionskosten und die lange Amortisationszeit wurden durch eine Landes-Förderung unterstützt.
Die Keynote-Speaker Rebecca Freitag, Dr. Ricard Petranovic (ABB AG), Marion Oelke vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und Julia Bock (WPW Leipzig) gingen auf die nachhaltige Zukunft aus gesellschaftlicher, industrieller und wissenschaftlicher Sicht ein und stellten sich den Fragen der Teilnehmenden und Moderator Zackes Brustik. In seiner Rede hatte Staatssekretär Frank Doods zuvor betont: „Der Klimawandel ist längst angekommen, und wir haben uns in der Vergangenheit schwer getan, mit der nötigen Konsequenz voranzugehen. Doch jetzt ist die Dringlichkeit der Versorgungssicherheit klar geworden. Schade, dass es erst Krisen bedurfte, um das Tempo des Wandels zu beschleunigen.“
Niedersachsen habe sich das Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Doods verwies auf die hohen Erzeugungskapazitäten für On- und Offshore-Windenergie und die Rolle der niedersächsischen Seehäfen als Logistikzentren für den Import von grünem Wasserstoff und synthetischen Energieträgern. „Wir haben die richtigen Standorte für die unterirdische Speicherung und ein gut ausgebautes Erdgas-Pipelinenetz, das für den Wasserstoff-Transport umgerüstet werden kann“, fügte Doods hinzu.