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Fahre elektrisch und tue Gutes – mit der THG-Prämie

mint future GmbH

Fahre elektrisch und tue Gutes – mit der THG-Prämie

Wer ein E-Fahrzeug besitzt, kann dafür jährlich eine Vergütung für die eingesparten CO2-Emissionen bekommen. Um die Beantragung so einfach wie möglich zu machen, hat die mint future GmbH aus Osnabrück dafür eine Plattform entwickelt. Dabei setzt das Startup für den Klimaschutz und die Mobilitätswende noch einen obendrauf: Die Prämie kann direkt in regionale, nachhaltige Projekte investiert werden. Wie es dazu kam, ist eine Erfolgsgeschichte nach dem Motto „einfach machen“.

Am Anfang war da der „Fahrzeugscheinscanner“, eine Software, die Geschäftsführer und Co-Founder Maximilian Stein zusammen mit zwei Freunden entwickelt hat – eigentlich als Hobby, um seine Kfz-Werkstatt papierfrei zu machen und den Kundinnen und Kunden eine digitale Unfall-Schadenaufnahme zu ermöglichen. Als Maximilian Stein dann auf die THG-Quote stieß, wusste er, wofür der Scanner noch einen großen Nutzen haben könnte, und die Idee für die Plattform „wirkaufendeinethg.de“ war geboren.

Die Startseite der Webpräsenz wir kaufen deine thg.de
Um die Beantragung der THG-Quote so einfach wie möglich zu machen, hat die mint future GmbH aus Osnabrück dafür die Internet-Plattform wirkaufendeinethg.de entwickelt.

THG-Quote steht für Treibhausgasminderungsquote. Sie verpflichte die Mineralölunternehmen dazu, den durch von ihnen verkaufte Kraftstoffe verursachten CO2-Ausstoß von Jahr zu Jahr zu senken. Erreichen sie die immer weiter steigende Quote nicht, müssen sie zahlen – und sich die „Legitimation“ für den Emission kaufen. Aus diesen Einnahmen wiederum fließt die THG-Prämie für E-Fahrzeugbesitzer. Diese müssen einfach nur ihren Fahrzeugschein einscannen und mit ein paar Klicks entscheiden, welchen Anteil der Prämie sie selbst haben wollen oder ob damit Bäume gepflanzt oder Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut werden soll. Auch Betreiberinnen und Betreiber von öffentlichen Ladesäulen können die THG-Prämie nutzen.

Das Glück, in Niedersachsen zu sein

Auf der Suche nach einem Partner, um das Geld der Mineralölkonzerne für nachhaltige Projekte zu „sichern“ und die neue Software-Lösung auszurollen, stieß das Startup auf die Firma TÖNNJES INTERNATIONAL GROUP GmbH. Das Familienunternehmen, das Fahrzeug-Zulassungssysteme und Produkte für die automatische Fahrzeugidentifikation anbietet, war zeitgleich auf der Suche nach innovativen Ideen – und ist sofort von dem Geschäftsmodell begeistert gewesen. „Vier Wochen später hatten wir eine neue Gesellschaft, die mint future GmbH“, erzählt Maximilian Stein – und er und seine Freunde Mark Warneke und Max Leimkühler wurden erneut zu „Gründern“, nachdem sie zuvor schon mit einem Software-as-a-Service-Startup Erfolg und Erfahrung gesammelt hatten.

Geschäftsführer Stein nennt „Glück, dass wir in Niedersachsen sitzen, und dass die Firma TÖNNJES INTERNATIONAL auch in Niedersachsen sitzt. Am Anfang hatten wir eine Vision und einen Prototyp, aber noch kein fertiges Produkt. Dann kam die Automotive Agentur Niedersachsen und hat gefragt: ‚Was braucht Ihr?‘.“

Seit der Gründung Anfang 2022 hat das Startup nach eigenen Angaben eine „hohe fünfstellige Anzahl“ von Kundinnen und Kunden sowie über 140 Partnerunternehmen und -organisationen gewonnen, die die THG-Quoten-Beantragungsplattform auf ihren Web-Sites – im eigenen Corporate Design – ebenfalls anbieten. Darunter sind zum Beispiel Versicherungen, Autohäuser und Energieversorger. Als Nächstes folgt der Rollout des Konzeptes der THG-Quote nach Österreich.

E-Mobilität



Gründungsjahr: 2022
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 11


mint future GmbH
Marie-Curie-Str. 3, 49076 Osnabrück
Telefon: +49 541 96328788

info@wirkaufendeinethg.de
www.wirkaufendeinethg.de


„Wir sind einfach mit unserer Vision, eigentlich nur mit einer ersten Idee auf unseren jetzigen Gesellschafter zugegangen und haben gesagt: ‚Wir machen das jetzt und entweder es klappt oder eben nicht.‘ Manchmal ist es richtig, es einfach zu probieren.“


Wie das Geld der Mineralölkonzerne in den Wald kommt

Bilder: mint future GmbH, AANds


Portraitfoto von Maximilian Stein
Maximilian Stein, Geschäftsführer und Co-Founder von mint future GmbH

Drei Fragen an: Maximilian Stein

Was war der wichtigste Meilenstein in der noch jungen Unternehmensgeschichte Ihres Startups?

Stein: Dass wir von einer großen Versicherung in Brüssel als „Sustainable Hero“ gekürt wurden und uns gegen rund 6.000 Mitbewerberinnen und Mitbewerber aus Europa durchgesetzt haben. Wir wurden stellvertretend für Deutschland für unser nachhaltiges Geschäftsmodell ausgezeichnet. Da haben wir gerade mal acht Monate existiert. Das hat auch bei unseren damals noch neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bzw. bei den Bewerberinnen und Bewerbern für einen Vertrauensvorschuss gesorgt, weil sie dadurch gesehen haben, dass unsere Arbeit von außen wertgeschätzt wird.

Was ist Ihre Motivation und was können Andere von Ihnen lernen?

Stein: Wir wollten eine Möglichkeit schaffen, mit der Besitzerinnen und Besitzer von E-Autos, -Bussen oder -Rollern und Betreiberinnen und Betreiber öffentlicher Ladeinfrastruktur selbst entscheiden können, was mit dem Geld aus dem THG-Handel passiert. Wir kommen ja zum Teil aus dem Handwerk, da sind unsere Wurzeln, und deshalb gefällt mir der Spruch der Startup-Initiative Niedersachen so gut: ‚einfach machen‘. Wir haben es einfach ausprobiert, sind mit unserer Vision auf unseren Investor und jetzigen Gesellschafter zugegangen und haben gesagt: ‚Wir machen das jetzt und entweder es klappt oder eben nicht.‘ Diese Mentalität kann man natürlich nicht auf jedes Geschäftsmodell übertragen, aber manchmal ist es richtig, einfach zu probieren.

Welche Zukunftsaussichten sehen Sie für die mint future GmbH?

Stein: Die THG-Quote hierzulande ist bis zum Jahr 2030 verabschiedet, daher ist unser Geschäftsmodell erstmal für ein paar Jahre gesichert. Für die Zukunftsplanung wäre es gut zu wissen, wie es danach weiter geht. Deshalb treffen wir Vorkehrungen, dass wir künftig unabhängig von der THG-Quote agieren können und rollen zudem in weitere Länder aus. Außerdem bemühen wir uns um weitere Partnerinnen und Partner, wie Versicherungen und Automobilverbände oder andere Akteurinnen und Akteure aus dem Bereich Elektromobilität. Die Partnerschaft ist übrigens kostenfrei für unsere White Label Partner, da wir anteilig im Erfolgsfall mitverdienen.


Nahaufnahme von Wärmetauscherplatten

"Heiße Platten, kühle Köpfe"

Kelvion PHE GmbH

"Heiße Platten, kühle Köpfe"

Was vor fast 100 Jahren zunächst für Milch funktionierte, wird nun für Wasserstoff adaptiert: Kelvion PHE aus Sarstedt reagiert mit der Anpassung seiner Plattenwärmetauscher auf die rasante Entwicklung der Energiewelt – und geht den Weg gemeinsam mit Kundinnen und Kunden sowie mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Herausforderung dabei: Es gibt derzeit noch keine einheitlichen, technischen Standards für Wasserstoffanwendungen.  

Worauf die Ingenieurinnen und Ingenieure aber zurückgreifen konnten, ist die jahrzehntelange Erfahrung in ihrem Unternehmen und ein breites Produktspektrum, das in Sarstedt seit der Erfindung des ersten Plattenwärmetauschers für die Milchpasteurisierung im Jahr 1931 entstanden ist. Heute entwickelt und baut Kelvion PHE Plattenwärmetauscher nicht nur für die Nahrungsmittelbranche, sondern auch für Kältetechnik und Klimaanlagen, für die Chemie-, Textil- und Papierindustrie – und für den Bereich Energie.

Da hier insbesondere Wasserstoff als Energieträger einen wahren Boom erlebt, ist es naheliegend, dass der Sarstedter Spezialist für Plattenwärmetauscher den aufstrebenden Markt mit kühlem Kopf für sich erobert – und zwar von der Produktion über die Verteilung, den Transport, die Speicherung bis hin zur Nutzung von grünem Wasserstoff. „Es entsteht immer Wärme. Und wir haben für jede Anwendung entlang der Wertschöpfungskette sowohl die passenden Produkte als auch Serviceangebote, die die Lebensdauer unserer Wärmetauscher verlängern. Das sind unsere Stärken“, erläutert Julian Peschel, Vice President PHE Technology bei Kelvion PHE GmbH (PHE steht für plate heat exchangers).

Julian Peschel von Kelvin hält eine Wärmetauscherplatte und erklärt etwas mit einer Geste
Der Vice President PHE Technology bei Kelvion PHE GmbH, Julian Peschel, erläutert, wie die Plattenwärmetauscher angepasst werden, damit sie für Wasserstoffanwendungen genutzt werden können.

Der Weg der Veränderung begann 2021, als innerhalb der gesamten Unternehmens-Gruppe sich ein „Wasserstoff-Team“ gründete und nach einer konzernweiten Bestandsaufnahme die weltweite Nachfrage analysierte. Daraus entstand die Strategie, zunächst den europäischen Markt, wo die Erzeugung von grünem Wasserstoff im Vordergrund steht, zu bedienen. In den USA dagegen setzt man verstärkt auf Brennstoffzellen und in Asien geht es wiederum vorrangig um die Entwicklung einer Wasserstoffinfrastruktur und Wasserstoffanwendungen.

Neuland für Hersteller, Kunden und Mitarbeiter

Aus technischer Sicht betreten die Kundinnen und Kunden sowie Kelvion selbst Neuland: Es gibt derzeit keine Standards, wie ein Wärmetauscher für Wasserstoff beschaffen sein muss, damit er zum Beispiel effizient und sicher ist. Evgenij Loginov, Hydrogen Market Manager bei Kelvion, sieht darin Chancen: „Im Kundengespräch, zum Beispiel mit den Herstellerinnen und Herstellern von Elektrolyseuren, bringen wir unsere langjährige Erfahrung und Kompetenz ein, entwickeln gemeinsam Spezifikationen und können zusätzlich in den Prototypenbau einsteigen.“

Um schnell auf Kunden- und Produktanforderungen reagieren zu können, arbeitet Kelvion global eng zusammen. Vice President Peschel sieht den niedersächsischen Standort Sarstedt als „Center of Competence“ für Plattenwärmetauscher innerhalb der Kelvion-Gruppe bestens aufgestellt, um auch weiterhin sein Produktportfolio stetig anzupassen und zu erweitern. Die Voraussetzungen dafür sind in Sarstedt durch die Qualität der rund 400 Mitarbeiter, der Professionalität der Produktentwicklung und in der technischen Ausstattung des Werks bestens gegeben, ergänzt Market Manager Loginov. Gerade entsteht bei Kelvion am Standort Sarstedt eine neue Fertigungshalle für gelötete Plattenwärmetauscher, die in Wärmepumpen eingesetzt werden – ein Markt, der ebenfalls gerade einen wahren Boom erlebt.

Energie, Wasserstoff



Gründungsjahr: 1920
Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:  400 in Sarstedt, 5.000 weltweit
Sitz der Mutterfirma: Bochum


Kelvion PHE GmbH
Karl-Schiller-Straße 1-3, 31157 Sarstedt
Telefon +49 5066 6010

https://www.kelvion.com


„Für uns als Wärmetauscher-Hersteller bedeutet die Transformation, dass wir zusammen mit unseren Kunden individuelle Lösungen finden müssen, die enge Zusammenarbeit und umfassende technische Expertise erfordern. Dies ist Herausforderung und Chance zugleich.“


Mit der Kraft von 8.000 Elefanten

Bilder: Kelvion PHE, AANds


Julian Peschel und Evgenij Loginov von der Firma Peschel an einem Tisch mit diversen Wärmetauscherplatten

Julian Peschel, Vice President PHE Technology bei Kelvion PHE (r.)
Evgenij Loginov, Hydrogen Market Manager bei Kelvion

Drei Fragen an: Julian Peschel und Evgenij Loginov

Auf welche Schwierigkeiten stoßen Sie bei der Entwicklung von Plattenwärmetauschern für die Wasserstoff-Industrie?

Peschel: Am Anfang jeder Produktentwicklung steht die Spezifikation. Bei Wasserstoff fehlen derzeit noch Regelwerke. Wenn ein Kunde sagt, ‚ich brauche einen Wärmetauscher, der ein Gas von 500 auf 100 Grad Celsius kühlen kann‘, dann muss ich neben der Anpassung von Material und Oberfläche auch herausfinden, welche Sicherheitsstandards zu erfüllen sind. Das entwickelt sich derzeit noch. Die Kunden aus der Öl- und Gas-Branche wissen, was sie wollen und welche Bestimmungen für ihre Anwendungen einzuhalten sind. Das ist bei den Kunden aus der Wasserstoff-Branche derzeit noch anders. Hier setzen wir uns mit dem Kunden zusammen, um gemeinsam die Anforderungen an die Eigenschaften des gewünschten Wärmetauschers zu beraten und abzustimmen.

Loginov: Was uns hilft, ist, dass wir nicht nur ein gutes Team haben, sondern eben ein breites Spektrum an Wärmetauscher-Bauformen, standortübergreifende Beziehungen und ein globales Fertigungs- und Servicenetzwerk. Dass die Standards fehlen, ist auch eine Chance. Hier haben wir die Möglichkeit, durch Gremienarbeit mitzugestalten, und das machen wir auch.

Der Standort Sarstedt ist Kelvions „Center of Competence“ für Plattenwärmetauscher. Was bedeutet das genau?

Peschel: Wir stellen hier unter anderem die Wärmetauscher her, die bei der Herstellung von grünem Wasserstoff eingesetzt werden können oder in Betankungsanlagen. Um den steigenden Bedarf, zum Beispiel auch die Nachfrage nach Wärmepumpen, zu decken, erweitern wir derzeit unsere Produktionskapazitäten. Wir haben das Ziel, 2027 45 Prozent des gesamten Umsatzes im Bereich „grüne Technologien zu machen“. Das heißt, dass wir auf Dauer noch viel Arbeit an unserem Standort haben werden. Es heißt allerdings auch, dass wir hier am Standort anpassungsfähig bleiben und unsere unternehmensweit überlegene Kernkompetenz erhalten müssen. Wir werden unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf dem Weg mitnehmen. Für den sicheren Umgang und die kompetente Anwendung neuer Technik brauchen wir kontinuierlich Schulungen und Weiterqualifizierung. Wir alle müssen gemeinsam lernen, dass die Welt sich immer schneller dreht.

Welchen Standortvorteil bietet Ihnen Niedersachsen?

Loginov: Als Komponentenhersteller und Zulieferer haben wir wenig Einfluss darauf, wie schnell sich die Wasserstoffwirtschaft entwickelt. Unser Handeln richtet sich eng an den Kunden aus, ihren Bedürfnissen bei kleinen und großen Aufgaben. Trotzdem wird Sarstedt auch künftig der Lieferant für Niedersachsen, Deutschland und Europa sein. Denn hier in Niedersachsen gibt es viel Wind- und auch Solarenergie, die unsere Kunden, die großen Anlagenbauer, zur Herstellung von grünem Wasserstoff nutzen können. In Lingen sind wir bereits an großen Projekten beteiligt. Niedersachsen hat nicht nur viele Offshore-Windräder mit grüner Energie für die Elektrolyse, sondern auch die Häfen für den Import von flüssigem Wasserstoff. Diese Standortattraktivität sollte man forcieren. Die OEM sind auf der Suche nach guten Standorten für ihre Fertigungskapazitäten. Daran – und an den nötigen Kapitalgebern – fehlt es im Moment. Der Wasserstoff-Markt kann gar nicht so schnell wachsen, wie er möchte.


Ein rot-schwarzer Rennwagen in voller Fahrt.

Rettung vor dem Schredder: Ein zweites Leben für Batterien

LB.systems GmbH

Rettung vor dem Schredder: Ein zweites Leben für Batterien

Mehr als die Hälfte der Batterien aus Elektro- und Hybridfahrzeugen, die in Deutschland recycelt werden, sind quasi neuwertig und könnten noch für über zehn Jahre als stationäre Energiespeicher unter anderem für  Haus- oder  Industrieanwendungen eingesetzt werden: Diese Erkenntnis war ausschlaggebend für Lasse Bartels und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die Transformation der Automobilindustrie hin zur E-Mobilität zu ihrem Geschäftsfeld zu machen und für die zunehmend steigenden Mengen an Traktionsbatterien eine nachhaltige Nachnutzung anzubieten.

Ausgestattet mit reichlich Erfahrung durch den Bau von Rennwagen mit Hochvolt-Antrieb für den internationalen Konstruktionswettbewerb „Formular Student“ gründeten sie im Jahr 2019 das Startup LB.systems. Ihre Mission: Mit Lithium-Ionen-Batterien so ressourcenschonend wie möglich umzugehen und diesen vor ihrem Ende im Schredder noch ein zweites Leben zu geben.

Von links: Olexander Filevych von der Automotive Agentur im Gespräch mit Lasse Bartels und Carina Heidermann von der Firma LB.systems vor einem geöffneten Batteriepack aus einem Hybridauto.
Von links: Olexander Filevych von der Automotive Agentur im Gespräch mit Lasse Bartels und Carina Heidermann von der Firma LB.systems.

Inzwischen bildet das Unternehmen die gesamte 2nd-Life-Prozesskette ab – von der Abholung bis zur Neuinstallation der Speicher – und hat sich damit sein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet. Das Besondere dabei ist das eigene Testverfahren, das in Sekundenschnelle mittels zahlreicher selbstentwickelter Parameter über den Gesundheitszustand der ausgedienten Traktionsbatterien mit einer hohen Zuverlässigkeit Auskunft gibt. Die Effizienz und die Schnelligkeit dieses Verfahrens erlauben dem Unternehmen unter wirtschaftlichen Bedingungen große Stückzahlen in kürzester Zeit testen zu können.

Im Energienetz: Den Tag in die Nacht bringen

Das Ergebnis der Tests: Fast alle Batteriemodule in den getesteten Traktionsbatterien sind in der Regel noch nutzbar. LB.systems holt die Module aus ihren Gehäusen heraus, separiert Kabel und Sicherungen. Anschließend werden diese mit eigenen Platinen an die eigens entwickelte Steuerungssoftware angeschlossen und in Gehäusen für den Gebrauch als Groß- oder Heimspeicher inklusive Wechselrichter zusammengebaut. Nach einigen Sonderanfertigungen für die Industrie war die erste Heimspeicherlösung Anfang 2023 serienreif. Dabei sehen die Firmengründer und -gründerinnen gute Absatzchancen: Der Bedarf an Batteriespeichern ist ihrer Einschätzung nach im Energienetz zum Beispiel zur Speicherung von erneuerbaren Energien sehr groß. Mit dem Second-Use von „alten“ Traktionsbatterien könne der Anteil der erneuerbaren Energieform erhöht werden.

Die Anlagen von LB.systems könnten als Zwischenspeicher „den Tag in die Nacht bringen oder den windigen Tag in die Flaute“. Jeder und jede, der Lust hat, an der Energiewende teilzunehmen, soll dazu die Möglichkeit haben, so die Philosophie des Unternehmens. Ziel des Unternehmens ist es daher, auch die Speicher zu digitalisieren und z. B. große Energie-Container in einer Gemeinde aufzustellen und digital in den Stromtarif von vielen Haushalten einzubinden.

 

E-Mobilität, Batterie

 



Gründungsjahr: 2019
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:


LB.systems GmbH
Arndtstr. 5, 38118 Braunschweig
info@LB.systems
www.LB.systems

Weiterer Standort in Niedersachsen:
John-F.-Kennedy-Str. 43-53, 38228 Salzgitter


„Im Studium lernt man: Batteriesysteme aus Elektrofahrzeugen werden zum Energiespeicher und gehen erst dann ins Recycling, aber in der Praxis sieht es ganz anders aus.“


Vom E-Auto in den Schaltschrank: Wie Speichermodule weiterleben dürfen

Bilder: LB.systems, Lions Racing Team e.V.


Eine Portraitaufnahme von Lasse Bartels von der Firma LB.systems

Lasse Bartels, Geschäftsführer des Startups LB.systems

Drei Fragen an: Lasse Bartels

Welche weiteren Herausforderungen für Ihr Unternehmen sehen Sie?

Bartels: Wir versuchen gerade, die Kosten für Zertifizierungen der Produkte gering zu halten. Normalerweise hat man ein Produkt, dessen Einzelteile immer gleich sind, bei uns ist es aber so, dass wir chargenweise ganz andere Grundbausteine haben, also jeweils andere Batteriemodule. Wenn wir das für jeden Typ einzeln zertifizieren, sind die Kosten einfach enorm hoch. Außerdem fehlt uns das Fachpersonal. Mit unserem Firmenkonzept kann man Arbeitsplätze schaffen, aber es gibt kaum Hochvolt-Experten und auch keine entsprechende Ausbildung mit Fokus auf Batteriespeicher. Wir möchten gerne Lehrbetrieb werden. Das werden wir jetzt angehen.

Was ist Ihre Erwartung an die Politik?

Bartels: Als ich gesehen habe, wie neuwertige Batterien und damit wertvolle Produkte zerstört werden, war das der Schlüsselmoment zu sagen: Da muss es einen Prozess und ein Unternehmen geben, das 2nd-Life in großem Stil in Deutschland umsetzt. Wenn eine Batterie nach nur wenigen Kilometern aussortiert wird, dann ist das nicht mehr effizient. Auch im Studium lernt man: Batteriesysteme aus Elektrofahrzeugen werden zum Energiespeicher und gehen erst dann ins Recycling, aber in der Praxis sieht es ganz anders aus. Ich denke, das Kreislaufwirtschaftsgesetz müsste klar sagen: Dinge, die noch gut sind, müssen weiter genutzt werden und nicht sollen oder können.

Welche Bedeutung hat der Standort Niedersachsen für Sie und Ihr Unternehmen?

Ich bin an der Nordseeküste aufgewachsen und dadurch wurden mir Windkraft und erneuerbare Energien sozusagen in die Wiege gelegt. Über meine Familie habe ich viel zum Thema Energie-Einspeisemanagement und -Speicher mitbekommen. Viel wichtiger war aber noch die „Formular Student“, über die wir sehr gut vernetzt sind. Wir haben rund 120 Unternehmen gehabt, die uns dabei unterstützt haben, für die Formular Student das umzusetzen, was wir uns ausgedacht haben. Diese Vernetzung hilft uns heute immer noch, besonders am Standort Salzgitter, wo uns Bosch mit Räumlichkeiten unterstützt. Wertvoll ist auch, dass unsere Partnerunternehmen erreichbar sind und wir nicht nur die verlängerte Werkbank in China haben, sodass man auch mal jemanden besuchen und mit jemandem sprechen kann, um dann die Ideen umzusetzen.


Ein leuchtendes Netz über einer Stadt.

Netzwerkveranstaltung „Zukunft wird gemacht – Transformation der Automobilwirtschaft aktiv gestalten“

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Icon eines Elektroautos auf einem grün gestrichenen Parkplatz.

Strom tanken und Kaffee bestellen: Smart vernetzt in die Zukunft

Cross Market Places GmbH

Strom tanken und Kaffee bestellen: Smart vernetzt in die Zukunft

Die achtundzwanzigtausendste App wollten sie keinesfalls programmieren. Das kam für die Gründer und Geschäftsführer von Cross Market Places (CMP) aus Osnabrück nicht in Frage. Das Konzept von Carsten Müller und Kai Schwermann setzt vielmehr zwischen den vorhandenen, digitalen Anwendungen an und verbindet das, was die Kundschaft schon kennt – mit dem Effekt, E-Mobilität attraktiver zu machen und Innenstädte zu beleben.

Keiner fährt nur zum Parken in die Stadt, sondern möchte dort etwas erledigen oder erleben. Warum nicht die Ladesäule mit dem Bestellsystem des Coffeeshops am Ausgang des Parkhauses verbinden? Sodass der Kaffee gleich mitgenommen werden kann. Warum nicht gleich auch noch eine Karte fürs Kino oder den Zoo verkaufen? Sodass keine lange Wartezeit am Eingang entsteht.

Gesagt getan: Seine ersten Projekte setzte das Unternehmen in den USA und in Baden-Württemberg um. In San Francisco gibt es den Deal: Rabatt beim Parken und Kaffeebestellung in einem. Wer in Stuttgart über eine bestimmte Spur auf die Parkfläche fährt, bekommt automatisch eine Tageskarte für den öffentlichen Personennahverkehr. CMP sorgt für die Verknüpfung der Bezahlsysteme und die Verrechnung untereinander – ohne neue Plattform, die erst etabliert werden muss.

Kai Schwermann und Carsten Müller präsentieren auf einem Messestand ein Modell einer smarten City.
Präsentierten ihr Smart-City-Modell mit vernetzten Bestell- und Bezahlsystemen auf dem Niedersachsen Gemeinschaftsstand auf der Internationalen Zuliefererbörse 2022 in Wolfsburg: Kai Schwermann (links) und Carsten Müller (rechts).

Für niedersächsische Kommunen auf dem Weg zur Smart City gibt es ebenfalls bereits entsprechende Gespräche: Auch hier ist die Idee dabei, Menschen mit dem E-Auto in die Stadt zu locken, indem sie zum Beispiel beim Laden ein paar Kilowatt geschenkt bekommen und auf dem Marktplatz Kaffee und Kuchen gleich für sie reserviert wird.

„Wir schauen individuell, wo ist der Mehrwert für die Nutzerinnen und Nutzer und verbinden bestehende Angebote. Wenn es eine App schon gibt, dann entwickeln wir nicht die 28.000 neue App, sondern nehmen diese und hängen unseren Service dran. Oder wenn es eine Parkkarte schon gibt, dann nehmen wir auch die und verbinden sie beispielsweise mit dem Kauf von Eintrittskarten“, erläutert Geschäftsführer Carsten Müller.

Auf diese Art und Weise lässt sich auch eine multimodale Mobilität sicherstellen und vereinfachen. E-Scooter, ÖPNV, Strom tanken, Parken o.ä. miteinander verknüpfen, in das System des Mobilitätsanbieters das integrieren, was das Parkhaus kann oder mit der Parkkarte auch E-Roller mieten – das ist das Serviceprinzip von Cross Market Places. Der Vorteil, den das Startup hat: Die Mutterfirma bill-X, aus der heraus es gegründet wurde, versorgt bereits viele verschiedene Kunden mit Software-Lösungen. Die Basiskomponenten sind vorhanden. CMP geht gezielt auf die Kunden ein, um deren jeweiligen Dienste zu kombinieren.

Eine große Zielgruppe für solche vernetzte Abrechnungen sind Stadtwerke und Energieversorger, die nicht nur Strom an Haushalte verkaufen, sondern auch öffentliche Ladesäulen und eventuell kommunale Einrichtungen wie den ÖPNV oder ein Schwimmbad betreiben. CMP vereint die in Anspruch genommenen Leistungen – verbrauchsabhängig – auf einer Rechnung. Künftig soll dabei auch noch die jeweilige Verfügbarkeit von grünem Strom integriert und „intelligentes“ Laden außerhalb der Peak-Zeiten belohnt werden können.

 Smart Mobility, Smart City, E-Mobilität



Gründungsjahr: 2015
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Ca. 30 (CMP + bill-X gemeinsam)


Cross Market Places GmbH
Liebigstrasse 29
49074 Osnabrück

info@cross-market-places.de
https://www.cross-market-places.de/


Wir schließen Lücken auf Endkundenprodukt-Ebene. Egal, welche Plattformen jemand hat, wir verbinden das. So entwickeln wir Digitalisierung für eine nachhaltige Mobilität und eine sinnvolle Energienutzung“. 

Portraitfoto von Carsten Müller, Geschäftsführer von Cross Market Places
Carsten Müller, Geschäftsführer von Cross Market Places

Drei Fragen an: Carsten Müller

Was war Ihre „Schlüsselerkenntnis“, die dazu geführt hat, Ihr Startup zu gründen?

Müller: Die Welt von Morgen wird vernetzter. Wie sehen vernetzte Dienste von morgen aus, und wie werden sie fair und transparent verrechnet? Das war die Frage, die wir uns gestellt haben. Und dann wurde uns klar, dass man noch einen größeren Mehrwert in der transformierten Zukunft generieren kann, wenn man Dienstleistungen miteinander verbindet – also einen Cross Market Place einrichtet. Daher unser Name. Belohnung in Form von Rabatten oder Zusatzkäufen ist bei uns die eine Variante. Aber auch nachträglich, bei spontanen Käufen, sollen die Menschen einen Benefit bekommen können. Dabei muss man die Kundinnen und Kunden abholen und die Dinge nutzen, die sie schon gewohnt sind. Wir nehmen das, was schon da ist, und schließen die Lücke zu einem guten Erlebnis.

Welche Unternehmen sind Ihre Zielgruppe und wie trägt Ihr System zur Transformation der Mobilitätswirtschaft bei?

Müller: Wir sind nicht explizit auf eine Branche beschränkt und bieten sowohl KMU als auch den „großen Playern“ unsere Dienstleistungen an. Wir arbeiten also diskriminierungsfrei. Aber viele haben mit Energie und/oder E-Mobilität zu tun. Wenn ein Unternehmen beispielsweise Firmenladesäulen betreibt und die Ladevorgänge seiner Besucher abrechnen oder dem Nachbarn eine separate Rechnung schicken will, da kommen wir ins Spiel. Oder wenn der Zoo die Busfahrkarte gleich mitverkaufen möchte, dann kauft der Zoo über uns das Busticket. Jeder behält sein System, da kommt dann nur eine Schnittstelle rein. Andersherum, mit einem zentralen System, an das sich die anderen anpassen müssen, würde es nicht funktionieren. Ergänzend bieten wir auch eine Energievisualisierung an, die sehr breit anwendbar ist – um für das Thema zu sensibilisieren. Wer CO2-Ausstoß, Energieverbrauch oder ähnliches darstellen möchte, bekommt von uns ebenfalls eine Lösung, die das sehr einfach darstellt.

Welche sind denn momentan die größten Herausforderungen?

Müller: Eine große Herausforderung ist die schnelle Entwicklung des Marktes. Das ist wie damals, als es die ersten Internetprovider gab. Die Leute und Firmen wussten nicht, was wird sich durchsetzen und was braucht mein Unternehmen. Aus unserer Sicht ist es wichtig zu versuchen, eine allgemeine Richtung zu finden und nicht für jedes Projekt etwas Individuelles zu machen. Wir kommen mit einer Toolbox und im Gespräch mit den Kunden schärft sich das Profil. Die Kunst ist, als kleines Startup bescheiden und lösungsorientiert zu bleiben und sich auch immer wieder zu hinterfragen. Unser großer Wettbewerbsvorteil ist, dass wir bill-X haben. Ohne die Mutterfirma müsste ich erstmal investieren, um die Basissoftware zu entwickeln und noch die CMP-Produkte obendrauf. So können wir uns auf die Konfigurationen konzentrieren. Als Startup hat man jedoch natürlich nur sehr begrenzte Ressourcen und muss sich gut überlegen, wie man den Kapitalbedarf deckt. Sich bei Zuschüssen und Förderprogrammen zurechtzufinden, ist für kleine Unternehmen schwierig. Das müsste transparenter sein. Netzwerke, Hinweise und ein persönlicher Austausch sind dabei eine gute Unterstützung. Da ist noch Luft nach oben.