Nicht nur der östliche Teil von Niedersachsen ist wichtiger Standort für zahlreiche Unternehmen der Automobil- und Zuliefererindustrie. Auch ganz im Westen ist dies ein bedeutender Wirtschaftszweig. Zu den Cluster-Partnern der Automotive Agentur Niedersachsen gehört daher auch das „Kompetenzzentrum Automotive Ems-Achse“, das 2016 gestartet ist und aus dem Verbund Wachstumsregion Ems-Achse heraus entstanden ist. Das Ziel: Neben Vernetzung und Zusammenarbeit auch die Nachhaltigkeit forcieren und dafür u.a. alternative Antriebstechniken in den Fokus rücken. Wir haben Dirk Lüerßen, den Geschäftsführer der Wachstumsregion Ems-Achse gefragt:

Wie weit konnten diese Ziele bislang erreicht werden?

Lüerßen: Wir stehen noch am Anfang unserer Bemühungen – insbesondere die letzten Jahre waren pandemiebedingt für die intensive Vernetzung schwierig. Wir sind aber optimistisch, dass wir das Kompetenzzentrum Automotive zukünftig so erfolgreich gestalten können wie unsere zum Teil schon länger existierenden Netzwerke, z.B. Energie, Metall- und Maschinenbau, Maritimes oder Logistik.

Was brauchen Sie noch, um die Ziele zu erreichen?

Lüerßen: Wir müssen vor allem noch mehr Gelegenheiten zum Austausch schaffen: für die Unternehmen untereinander, aber vor allem auch mit Hochschulen und Berufsbildenden Schulen. So können wir einerseits sichtbarer machen, was die Akteurinnen und Akteure in der Region können, und andererseits durch Kennenlernen ein Vertrauen für die Zusammenarbeit schaffen. Das ist die Basis, um gemeinsam die großen Herausforderungen anzugehen.

Die Transformation ist in vollem Gange, wie macht sich das in Ihrer Region bemerkbar?

Lüerßen: Besonders greifbar ist es natürlich beim Volkswagen-Werk in Emden: Die Umstellung auf E-Mobilität fordert von allen Beteiligten enorme Anstrengungen, insbesondere auch für die zahlreichen Zulieferer. Die Unternehmen merken, dass die immer komplexere Herausforderungen oftmals nicht allein zu bewältigen sind. Deshalb gibt es ein weiter wachsendes Interesse an der Vernetzung. Die Ems-Achse hat noch nie so viele neue Mitglieder gewonnen wie in den letzten 12 Monaten: mehr als 100 Unternehmen sind beigetreten und suchen die Vernetzung.

Welche Rolle und Bedeutung hat die Cluster- bzw. Netzwerkarbeit in diesem Zusammenhang?

Lüerßen: Mit unseren Branchenclustern bieten wir die Möglichkeit, den fachlichen Austausch stärker zu fokussieren. Neben branchenübergreifenden Veranstaltungen wie unserem „Forum Produktion & IT“, das wir gemeinsam mit unseren Kompetenznetzwerken organisieren, gibt es zahlreiche spezifische Veranstaltungen.

Dirk Lüerßen, Geschäftsführer der Wachstumsregion Ems-Achse, bei der Moderation einer Veranstaltung.

Wie wichtig ist der Austausch auf Landesebene bzw. über die Aktivitäten der Automotive Agentur?

Lüerßen: Die Herausforderungen für die Automotive-Unternehmen sind in Emden, Lingen oder Spelle ganz ähnlich wie in Osnabrück, Oldenburg, Braunschweig, Hannover oder Wolfsburg. Deshalb suchen wir die Zusammenarbeit mit dem Innovationszentrum Niedersachsen und der Automotive Agentur ebenso wie mit unseren Nachbar-Netzwerken Automotive Nordwest und autOS. Im besten Fall ergänzen wir uns mit unseren Veranstaltungen, schonen Ressourcen und platzieren die gleichen Themen.

Das Kompetenzzentrum Automotive Ems-Achse soll neue Anstöße bekommen. Welche Ideen und Pläne gibt es?

Lüerßen: Wir wollen gemeinsam mit der Stadt Emden, die in den Bereichen Automotive und Logistik das Netzwerkmanagement für zwei unserer sieben Cluster übernommen hat, noch stärker zusammenarbeiten. Ein Erfolgsrezept unserer Kompetenznetzwerke ist zudem die enge Einbindung der Unternehmen. Hier spüren wir das große Interesse, sich einzubringen. Insofern sind wir sehr optimistisch, dass wir Anstöße von innen und außen nutzen können.

Und noch eine kurze Frage zum Schluss: Was ist Ihre persönliche Herzensangelegenheit im Bezug auf die Mobilitäts- und Energiewende?

Lüerßen: Als Fahrer eines ID.4 fange ich mal klein an und wünsche mir, dass mehr Menschen dem E-Auto eine Chance geben und feststellen, dass „Reichweitenangst“ eher ein theoretisches Problem ist. Für das „große Ganze“ wünsche ich mir Mut und Durchhaltewillen. Wenn wir in Deutschland zeigen, dass man mit Mobilitäts- und Energiewende auch noch Geld verdienen kann, ist das ein Exportmodell und vielleicht die Basis für ein neues deutsches Wirtschaftswunder.