Dichtheitsprüfung: Frühzeitig auf grüne Technologie gesetzt
MACEAS GmbH | Worthmann Maschinenbau GmbH
Dichtheitsprüfung: Frühzeitig auf grüne Technologie gesetzt
Benzin und Diesel haben bald ausgedient. Dann müssen auch die dazugehörigen Tanks und Behälter nicht mehr auf Dichtigkeit geprüft werden. Die Erfolgsgeschichte des Sondermaschinenbauers Worthmann GmbH aus Barßel-Harkebrügge im Landkreis Cloppenburg geht dennoch weiter – dank des frühzeitigen Umdenkens der Geschäftsführer in Richtung grüne Technologien. Die ausgegründete MACEAS GmbH entwickelt neue Verfahren und prüft damit Komponenten aus den Bereichen Wasserstoff, Wärmetechnik und Batterietechnologie.
Mit einem automatisierten Verfahren, das per Ultraschall die Gasblasen entdecken kann, und dem großen Autobauer aus Niedersachsen als Kunden war Wachstum von Beginn an vorprogrammiert. Das Unternehmen expandierte bis nach China, und gemeinsam mit der Mutterfirma Worthmann wurden sogar komplette Fertigungslinien für Kraftstofftanks angeboten, inklusive der neuestem Verfahren zur Dichtigkeitsprüfung.
In der ersten Automobilkrise 2008 musste die Geschäftsleitung erstmals umdenken – und baute sich mit Maschinen zur Verarbeitung von Faser-Verbund-Stoffen für Windkraftanlagen ein zweites Standbein auf. Als dann mit den Ad-Blue-Behältern die Nachfrage nach Dichtigkeitsprüfungen im Automotive-Bereich wieder stieg, erkannte Worthmann/MACEAS, „dass wir in unterschiedlichen Bereichen stark sein können“ – und das war eine gute Voraussetzung für den nächsten Umbruch, zehn Jahre später.
Als die Batterietechnologie in den Fahrzeugbau einzog, wurde 2018 die nächste, aber weitaus größere Transformation bei MACEAS ausgelöst. „Kriege und Umweltkatastrophen vergehen irgendwann, die Umweltverschmutzung bleibt. Das muss geändert werden. Dem haben wir uns verschrieben und die gesamte Kompetenz in den Bereich, den wir ‚grüne Energie‘ nennen, verlagert“, erläutert Daniel Schönbohm, der bei MACEAS Vertrieb und Marketing leitet: Wasserstoffbehälter, Bipolar-Platten für Brennstoffzellen, Komponenten für Elektrolyseure, die Anoden- oder Kathoden-Deckel und Becher in Lithium-Ionen-Batterien, komplette Batteriezellen oder auch in den Unterboden fertig eingebaute Batterie-Gehäuse / Batteriepacks – all das können die MACEAS-Anlagen auf Dichtigkeit prüfen.
Fokus auf Innovationskraft und Neuentwicklung
„So viele unterschiedliche Kunden, wie wir jetzt haben, haben wir noch nie in unserer Geschichte gehabt. Das ist positiv. Wir entwickeln mit ihnen gemeinsam neue Verfahren und Anlagen“. Die hohen Energiepreise träfen das Unternehmen nicht so stark, weil es einen Teil der Fertigung aufgegeben habe und sich mehr auf Forschung und Entwicklung konzentriere. „Wir setzen jetzt mit unseren Ingenieuren auf Innovationskraft und Neuentwicklung und verschwenden unsere Kraft nicht für alte Technologien – was aber auch ein Umsatzrückgang bedeutet.“
Strukturell sei die Transformation im Unternehmen schon abgeschlossen, was noch fehlt, ist die Skalierung. „Wir bieten jetzt auch Lohn-Prüfung als Dienstleistung an. Das ist noch ein toller Bereich für uns geworden“, so Schönbohm. Die jahrelange Erfahrung macht sich jetzt bezahlt: „Viele Kunden von uns haben im Bereich Feinst-Leckage-Tests nicht so viel Erfahrung und auch kein Equipment. Wir beraten sie, wie man Teile prüft, können die Teile der Vorserien für sie prüfen und sie bis zur Serien-Anlage begleiten“.
Abgeschlossen sei die Transformation für MACEAS, “wenn wir am Markt genug Auftragsvolumen haben. Das dauert noch ein bis zwei Jahre und ist vom Marktumfeld abhängig. Was wir innerhalb des Unternehmens erreicht haben, rechnen wir auch den Mitarbeitern hoch an, die ein Problem sofort abstellen, wenn es auftaucht.“
Antrieb, Produktion, E-Mobilität
Gründungsjahr: MACEAS GmbH 2001 | Wortmann Maschinenbau GmbH 1995
Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: MACEAS GmbH 5 | Wortmann Maschinenbau GmbH 70
MACEAS GmbH | Worthmann Maschinenbau GmbH
Königstr. 2, 26676 Barßel-Harkebrügge
Telefon: 04497 9219020
„Ich denke, dass wir den richtigen Weg gegangen sind, auch wenn er manchmal schmerzhaft war, und die Leute jetzt erkennen, dass wir eine Firma sind, die nach vorne schaut und Dinge tut, die für die Umwelt gut sind.“
Tritt Helium aus, ist was undicht
Bilder: MACEAS GmbH, Warren Griffiths/pixabay, phonelamiphoto – stock.adobe.com, frog -stock.adobe.com, malp – stock.adobe.com, René Bittner/pixaby
Drei Fragen an: Daniel Schönbohm
Wo sehen Sie die Alleinstellungsmerkmale von MACEAS?
Schönbohm: Ein Alleinstellungsmerkmal von uns ist, dass wir komplexe Anlagen aus einer Hand anbieten und umsetzen können. Wir können die hohen Anforderungen an die Automatisierung erfüllen und schnell die Stückzahlen erhöhen, da wir aus dem Sondermaschinenbau kommen. Außerdem kennen wir uns mit kryogenen Verfahren und mit hohen Drücken aus, was uns im Wasserstoff-Bereich zugutekommt. Und unser das Ultraschall-System, das man ja für Tanks genutzt hat, kann man jetzt auch adaptieren für andere Projekte, für Wasserspeicher, für Kälte-Klima-Anlagen oder auch für die großen Batterie-Unterböden in Autos. Wir entwickeln gerade eine neue Genration dieses Ultraschall-Systems, weil wir hier enormes Potenzial sehen.
Wie ist es Ihnen gelungen, die Mitarbeiter auf dem Weg durch die Transformation mitzunehmen und Fachkräfte zu gewinnen bzw. zu halten?
Schönbohm: Es hängt viel von der Informationspolitik ab. Man muss klar sagen, wo es hingeht. Wir haben zum Beispiel klar kommuniziert, dass wir bewusst Aufträge nicht mehr angenommen haben, weil es nicht zur neuen Ausrichtung passte. Das sorgt für Verunsicherung, vor allem bei den Leuten, die seit 20 Jahren dabei sind. Wir sehen uns hier als Familie und wollen diese Familie möglichst zusammenhalten. Es bleibt aber nicht aus, dass auch Personalentscheidungen getroffen werden müssen. Ich denke, dass wir den richtigen Weg gegangen sind, auch wenn er manchmal schmerzhaft war, und die Leute jetzt erkennen, dass wir eine Firma sind, die nach vorne schaut und Dinge tut, die für die Umwelt gut sind. Ein Riesenproblem in der Zukunft wird sein, dass nicht mehr so viel ausgebildet wird. Umso wichtiger ist es, als Arbeitgeber attraktiv zu sein und eine Beschäftigung mit Zukunft zu bieten. Und wir müssen wieder dahinkommen, dass das Geldverdienen, dass die Arbeit auch Hobby sein kann und nicht etwas ist, was ich zwangsweise machen muss.
Was benötigen Sie als Unternehmen noch, um den Transformationsprozess erfolgreich abzuschließen und welche Rolle spielt der Standort Niedersachsen dabei?
Schönbohm: Es ist eine große finanzielle Hürde für ein Unternehmen, so etwas zu tun. Wir haben ein Projekt fördern lassen, mussten dann aber „abspecken“, weil es zu komplex war, alle Förderrichtlinien einzuhalten. Dann forscht man nicht mehr, weil man forschen möchte, sondern man muss sein Forschungsprojekt dem Förderprojekt anpassen. Das funktioniert nicht. Da wünsche ich mir eine geeignetere Unterstützung bei Innovationen, gerade für kleine Unternehmen. Und ich halte es für ganz wichtig, eine klare Aussage von der Regierung zu bekommen, in welche Richtung es gehen soll. Es ist oft nicht klar, wie die Gesetze langfristig aussehen, es gibt keine Planungssicherheit, Projekte werden verschoben. Das haben wir bei den Wärmepumpen gesehen und auch im Bereich Wasserstoff. Ich meine, da müsste man viel nachhaltiger oder konsequenter sein. Was den Standort hier in Niedersachsen angeht: Wir haben ein tolles Umfeld hier und Leute, die heimatverbunden sind – mich eingeschlossen. Wir haben günstige Kosten für Mieten, Lebenshaltung und ähnliches. Das Bauland ist günstig, Das ist gut für uns, bis auf die Schwierigkeit, dass unsere Mitarbeiter meistens nur mit dem Auto zur Arbeit kommen können. Der ÖPNV im ländlichen Raum müsste gewährleisten, dass die Leute vernünftig von A nach B kommen können, ohne selbst ein Auto zu besitzen.
Von Bier und Bremskraft zu BLUEPOWER und Greenfuture
FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG
Von Bier und Bremskraft zu BLUEPOWER und Greenfuture
Was haben ein Bier unter Ingenieuren und ein verlorenes Fußballspiel von Bundesligist Werder Bremen mit wasserstoffangetriebenen Abfallsammelfahrzeugen zu tun? Beide Ereignisse waren entscheidend dafür, dass das Unternehmen FAUN Umwelttechnik aus Osterholz-Scharmbeck inzwischen 60 emissionsfreie Müllautos vom Typ „BLUEPOWER“ auf die Straße gebracht hat und ihr Ziel, an einem umweltverträglichen Lastverkehr mitzuarbeiten, verfolgen kann.
Für Geschäftsführer Burkard Oppmann ist dies einer der bedeutendste Meilenstein in seiner nunmehr 27-jährigen Tätigkeit bei FAUN: Dass es die ersten Abfallsammelfahrzeuge mit Wasserstoff-Antrieb sind, die sich – in Serie gefertigt, jeden Tag acht Stunden unterwegs – im Alltagsbetrieb bewähren, das macht ihn hörbar stolz. Doch der Weg dahin war mitunter steinig, und nicht nur einmal war Beharrlichkeit notwendig.
2006 war es, als Oppmann und Kollegen nach Feierabend zusammensaßen und überlegten, wie man die Energie, die entsteht, wenn ein Abfallsammelfahrzeug täglich hunderte Male auf dem Weg von Tonne zu Tonne anfährt und bremst, auffangen und nutzen kann. Heraus kam 2010 das „DUALPOWER“-Fahrzeug, das per Rekuperation den Dieselverbrauch um die Hälfte senkte. Der nächste und erste Schritt hin zum Wasserstoffantrieb folgte nur ein Jahr später: die Berliner Stadtreinigung testete das Müllfahrzeug „FUELCELL“ , das zwar noch einen Dieselmotor hatte, aber dessen Lifter und Aufbau erstmalig von einer Brennstoffzelle mit Energie versorgt wurden.
„Von dieser Stunde an haben wir uns bemüht, mehr und mehr auf das Thema Wasserstoff einzugehen und 2018 das erste Abfallsammelfahrzeug komplett mit Wasserstoff-Antrieb auf der Umweltmesse IFAT in München vorgestellt“, erzählt Burkard Oppmann. Das BLUEPOWER-Müllfahrzeug war geboren. „Von da an ging es mit strammen Schritten voran.“
Beim nächsten Meilenstein half der Fußball mit
Als FAUN dann wiederum einen Schritt weiterging, um mit seiner Erfahrung nicht nur Abfallsammelfahrzeuge, sondern auch andere wasserstoffangetriebene Lastwagen für den Stadtverkehr zu entwickeln, war es wieder die Beharrlichkeit von Burkard Oppmann, die zum Erfolg führte – und ein Sieg des Fußball Bundesligisten VfB Stuttgart über den SV Werder Bremen: „Wir brauchten einen Glider, also einen Truck, der nur aus dem Fahrgestell besteht, ohne Motor, ohne Getriebe und ohne Antriebsstrang. Es bedurfte allen Verhandlungsgeschicks, um mit Daimler nach zweieinhalb Jahre kontinuierlicher Verhandlungen zu einem Vertragsabschluss zu kommen, der vorsah, ein Auto ohne Motor zu liefern.“ Schmunzelnd fügt Oppmann hinzu: „Dass Bremen damals beim Auswärtsspiel gegen den VfB Stuttgart verloren hat, das mag geholfen haben.“
Die LKW kamen 2022 auf den Markt und werden unter der Marke ENGINIUS vertrieben. FAUN verlagerte die Produktion nach Bremen in ein eigenes Werk, wo ausschließlich die Mercedes-Fahrgestelle mit Wasserstoff ausgerüstet werden. „Nur neue, keine gebrauchten“, betont Oppmann. Und: keine Sattelzugmaschinen. Das will FAUN den großen OEM überlassen. „Wir haben gesagt, wir bewegen uns in einer Nische. Alles das, was die anderen nicht machen, ist was für uns.“ 1.500 Wasserstoff-Lastwagen pro Jahr sind das Ziel.
Antrieb, Energie
Gründungsjahr: 1845
Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 550 in Niedersachsen, weltweit 2000
Weitere Standorte: 11 Werke in 7 Ländern
Mutterkonzern: FAUN ist Teil der KIRCHHOFF Ecotec, der Umweltsparte der weltweit agierenden KIRCHHOFF Gruppe.
„Wir sind als Erster mit dem Wasserstoffantrieb am Markt. Für uns ist das die Zukunft einer ganzheitlichen, emissionsarmen Entsorgung und Straßenreinigung.“
Zuverlässig, leise und emissionsfrei von Tonne zu Tonne
Bilder: FAUN, Daniel Reißig, Lieres – stock.adobe.com, AANds
Drei Fragen an: Burkard Oppmann
Inzwischen entwickeln viele, wenn nicht sogar alle Lastwagen-Hersteller auch Modelle mit alternativen Antrieben. Wodurch hat Ihr Unternehmen diesen gegenüber einen Vorteil?
Oppmann: Wir haben einen Wissens- und Erfahrungsvorsprung, weil wir schon 2006 angefangen haben. Mit den DUALPOWER-Müllfahrzeuge, von denen wir bereits 20 verkauft haben, haben wir viele Erkenntnisse gesammelt, die wir in der Wasserstoff-Technik umgesetzt haben. Auch aus ersten Schwierigkeiten bei der Umrüstung von Dieselfahrzeugen mit Aufbau und Lifter von anderen Herstellern haben wir schnell gelernt. Beim Pilotprojekt in Berlin hatten wir keinen Ausfall, außer, dass die Heizung mal nicht ging. Also war der nächste Schritt, unsere eigene Steuerung zu entwickeln. Man muss dazu betonen: wir sind ein Mittelständler, und dass wir als OEM agieren, damit haben wir nicht gerechnet. Wir kommen aus der Abfallabfuhr und der Straßenreinigung, da kennt man uns. Unser nächster Schritt ist jetzt, etwas für den City-Verkehr zu tun.
Was waren die größten Herausforderungen auf Ihrem Weg von der Idee zur Mission zur Innovation?
Oppmann: Als wir das erste Fahrzeug 2018 auf die Messe gestellt haben, waren wir als Einzelkämpfer unterwegs – und haben uns viele Fragen gestellt. Funktioniert das? Ist es marktfähig? Erklärt sich der Kunde bereit, diesen Weg mit uns zu gehen? Den Durchbruch habe ich gefühlt, als wir einen Monat vor der Pandemie auf einem Summit namhafter Entsorger unsere Entwicklung erstmals vorgestellt haben. Damals hatten wir schon einige Aufträge, aber wir mussten ja nicht nur das Fahrzeug bauen, sondern wir mussten Kunden finden, die eine Wasserstofftankstelle in der Nähe haben. Die Versorgung ist heute teilweise auch noch schwierig, aber man arbeitet dran. Auch die Mannschaften, die mit dem Wasserstoff-Fahrzeug unterwegs sind, mussten wir motivieren, umzusteigen: Heute wollen die gar nicht mehr zurück in ein Diesel-Fahrzeug wechseln, dies auch, weil die Geräuschkulisse in einem Wasserstoff-Fahrzeug viel geringer ist.
Wie sieht Ihre Zukunftsprognose für die Mobilität und Ihr Unternehmen – in Niedersachsen – aus?
Oppmann: Das Ziel ‚Kein Verbrenner mehr bis 2035‘ – das wird leider nicht so schnell zu erreichen sein, wie manche sich das vorstellen. Ich meine, wir brauchen beides: Wasserstoff und das Batterieelektrische. Wo ich das größte Problem sehe, ist die Versorgung der LKW mit Energie. Das Transportbedürfnis unserer Gesellschaft ist so viel größer geworden. Wie wollen wir Mengen an Fahrzeugen zukünftig betanken? Da gibt es noch keine überzeugende Lösung. Wir haben gar nicht genug E-Ladesäulen und auch beim Wasserstoff muss die Infrastruktur zur Versorgung verbessert werden. Hier sehe ich die größte Herausforderung. Derzeit konzentrieren wir uns bewusst auf unsere Kunden im deutschen Markt und wollen bis 2035 nur noch emissionsfreie Abfallsammelfahrzeuge bauen. Zukünftig möchten wir gern auch weitere europäische Märkte bedienen.