Geballte niedersächsische Kompetenz für die Transformation der Automobilwirtschaft: Mehr als 30 Projekte haben sich vorgestellt, rund 200 Gäste waren da. Von vielen Seiten wurde die Veranstaltung „Zukunft durch Transformation – Impulse von und für die Automobilindustrie“ am 27. Juni 2023 in Hannover als voller Erfolg, sehr gelungen, inspierend und spannend bezeichnet. Gemeinsam mit acht Partnern hatte die Automotive Agentur Niedersachsen alle in Niedersachsen geförderten Initiativen eingeladen, die die Transformation der Automobilwirtschaft begleiten, unterstützen und vorantreiben. In sechs Fachforen wurden die Potenziale, zukünftige Trends und Best-Practice-Beispiele vorgestellt und diskutiert. Auf einem „Marktplatz“ gab es reichlich Raum und Zeit, um ins Gepräch zu kommen, sich austzutauschen und Pläne und Kooperationen zu schmieden. 

Sich zu vernetzen und Innovationen als Kernelement von Veränderungen voranzutreiben sei in diesen Zeiten besonders wichtig, sagte der Geschäftsführer der Innovationszentrum Niedersachsen GmbH, Thomas Schulmeyer zur Begrüßung. Es gehe darum „gemeinsam die Herausforderungen zu meistern und die Chancen zu nutzen“ – und das tun wir hier mit der Veranstaltung.

Motivierendes Grußwort vom Minister

Auch der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies betonte in seinem Grußwort den gemeinsamen Schulterschluß: Kooperation sei das entscheidende Stichwort. „Wir erleben eine Zeit der extensivsten Veränderung“. Damit stehe insbesondere die Automobilwirrtschaft vor großen Herausforderungen. Die Mobilität von Morgen sollte umweltfreundlich, innovativ und multimodal sein. Für einen erfolgreichen Veränderungsprozess gelte es, Projekte, Initiativen und Sozialpartner intensiver zusammenzubringen, um gemeinsam zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. „Denn eins steht fest: Die Herausforderungen der Transformation können wir nur gemeinsam erfolgreich meistern“. Daher sei es gut, dass „wir den Gesamtbereich Automotive dabei haben, den großen OEM und die Zulieferer“. Den Menschen müssten Ängste und Sorgen genommen werden. Der Politik schrieb er dabei einen großen Teil der Verantwortung zu: „Transformation als Chance zu nutzen, setzt voraus, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Es gelte, das Positive nach außen zu tragen.

Audio anhören: Grußwort Minister Olaf Lies

Keynote zur Transformation bei Volkswagen

Dr. Astrid Fontaine, Vorständin bei Volkswagen Commercial Vehicles verwies ebenfalls auf die Bedeutung von Vernetzung und Zusammenarbeit: „Keiner von uns wird diese Transformation allein schaffen, egal ob groß oder klein. Das Zusammenspiel ist notwendig in unserem Eco-System der Mobilitätsindustrie“. Es gelte, den Standort, die Arbeit und die Zukunft der Menschen zu sichern. Sie beschrieb den Weg des Bulli bis zum ID.Buzz, der zunächst für Gewerbetreibende gebaut wurde, heute auch die Bereiche Freizeit und Familie anspreche und zu einem „Lebensgefühl“ geworden sei.

Dr. Astrid Fontaine, Vorständin bei Volkswagen Commercial Vehicles

Für die Zukunft sehe Volkswagen Nutzfahrzeuge bei sich den gesellschaftlichen Auftrag, die „letzte Meile“ zu bedienen: „Das Paket kommt nicht einfach so an.“ Zudem gelte es, dem Fachkräftemangel zu begegnen: „Und dafür brauchen wir das autonome Fahren. Ohne autonomes Fahren werden wir in 10 Jahren große Probleme bekommen.“ Auch die Krisen der vergangenen Jahre sowie die „Megatrends“ Nachhaltigkeit und Digitalisierung bildeten ebenfalls Grundlagen der Transformation. Somit sei klar, wo die Reise hingehe: Hin zu elektrifizierten Fahrzeugen und Software.

Das Spannungsfeld von alter und neuer Welt sieht sie gerade an dem „Punkt, wo die Kurven auseinandertriften, und das bringt uns an unsere Grenzen. Wir hoffen auf ruhigeres Fahrwasser.“ Dass selbst Volkswagen mit 670.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Transformation nur bewältigen könne, wenn innerhalb des Konzerns die Bereich übergreifend zusammenarbeiteten, mache erst recht deutlich, dass auch innerhalb der gesamten Branche ein Zusammenspiel notwendig sei. „Doch nichts davon ist möglich, ohne den Menschen die Angst zu nehmen und sie mitzunehmen.“ Diese Komponente sollten Führungskräfte nicht unterschätzen, von ihnen sei Empathie für alle Mitarbeitenden und Menschen gefordert.

Audio anhören: Keynote Dr. Astrid Fontaine

Broschüre mit den Projektsteckbriefen

Podiumsdiskussion

In einer anschließenden Diskussion, die von Christian Wollherr von der Digitalagentur Niedersachsen moderiert wurde, hob Minister Lies erneut hervor, dass man die Transformation als Chance begreifen sollte. Auch wenn die Volkswagen AG für Niedersachsen schon das Zugpferd sei, so seien die Zulieferer alle mit an Bord. Mit dem ID.Buzz will Volkswagen Nutzfahrzeuge, so Vorständin Dr. Astrid Fontaine, an den legendären T1 anknüpfen, um für das neue Lebensgefühl „digital, vernetzt und zukünftig auch autonom“ „Das Auto“ zur Verfügung zu stellen.

Podiumsdiskussion mit (v.l.) Dr. Volker Schmidt (NiedersachsenMetall), Olaf Lies (Niedersächsischer Wirtschaftminister), Dr. Astrid Fontaine (Vorständin VWN, Shirin Khabiri-Bohr (Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen), Dr. Frederic Speidel (IG Metall), Moderator Christian Wollherr (Digitalagentur Niedersachsen)

Im Transformationsprozess sind auch die Sozialpartner gefragt, die mit Qualifizierungsangeboten (wie zum Beispiel den Projekten „Transformationslotse“ oder „Veränderungsmacher*in) und eigenkapitalstärkenden Programmen wie N-Transformation in Zusammenarbeit mit dem Land die KMU im Wandlungsprozess begleiten. Da sich das Marktvolumen nach Angaben von Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, verkleinert, müssten die Kräfte gebündelt werden. Bei gleichzeitig vorhandenem Fachkräftemangel und hohen Energiepreisen bestünde die Gefahr der Abwanderung von Produktion, wenn nicht gegengesteuert wird, so Schmidt.

Dr. Frederic Speidel von der IG Metall Bezirksleitung Niedersachsen-Sachsen-Anhalte machte deutlich, dass die Betriebe über betriebliche Vereinbarungen die Zusammenspiel in einer unsicheren Umgebung regeln können. Das schaffe Vertrauen auf beiden Seiten, denn Transformation gelinge nur gemeinsam mit den Mitarbeitenden –  in jedem Betrieb. Shirin Khabiri-Bohr von der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen hob hervor, dass die Arbeitsagentur sich zur Qualifizierungsagentur weiterentwickeln möchte, um diesen Prozess flankierend mit zu unterstützen. Sie wolle durch verrstärkte Beratung eine Orientierung geben.

Fazit

Während der Veranstaltung wurde immer wieder betont, dass der Mensch in den Mittelpunkt rücken muss, damit wir als Gesellschaft die Mobilität von morgen für alle erlebbar, erschwinglich und komfortabel gestalten können.  Facetten technologischer Möglichkeiten, Innovationspotenziale der niedersächsischen Industrie- und Forschungslandschaft sowie Vorhaben zur Entwicklung künftiger Berufsbilder werden derzeit bereits in zahlreichen niedersächsischen Projekten umgesetzt. Einen Überblick bietet die Broschüre, die hier heruntergeladen werden kann. Sie soll künftig immmer wieder erweitert und aktualisiert werden, um den Akteurinnen und Akteuren der Transformation in der Automobilwirtschaft passgenaue Angebote vermitteln zu können.

Impressionen vom Netzwerktag


Begrüßung I Grußworte I Keynote


Podiumsdiskussion


Fachforen I – Sessions

Zusammenfassung aus den Fachforen

Die Potentiale der Technologie Autonome Fahren werden insbesondere in dem Entgegenwirken des Fachkräftemangels, in dem attraktiven Angebot und der Verkehrssicherheit (Vision Zero) gesehen.

Die Potentiale der Wirtschaft sind hingegen noch nicht eindeutig. Die Digitalisierung wird hier ebenfalls eine Rolle spielen. Unternehmen können z.B. durch digitale Produkte das Autonome Fahren begleiten und digitale Modelle bereitstellen.

Offen bleiben teilweise auch noch Fragestellungen im Bereich der Geschäftsmodelle seitens OEM und Shuttle-Betreiber.

Die Bedarfe werden vor allem in der Aufklärung der Gesellschaft gesehen, die Potentiale der Thematik der Gesellschaft näher zu bringen, um die Hemmschwelle zu verringern.

In der Session konnte herausgestellt werden, dass Megatrends wie Onlineshopping nicht aufzuhalten sind. Trotz scheinbar übermächtige Markteilnehmer in diesem Segment, hat auch der örtliche Einzelhandel Chancen. Das gelingt aber nur, wenn man sich zusammenschließt und gemeinschaftlich agiert. Dies kann auf vielfältiger Weise geschehen.

Digitale Plattformen wie von Prof. Wagner von Berg entwickelt, können dabei unterstützen. Im Projekt R3 geht es um die Konzeption und softwaretechnisches Design einer regionalen Einzelhandelsplattform für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Versorgungs- und Logistikstruktur für die Metropolregion Nordwest.

Im zweiten Vortrag ging es um die Zukunft der Mobilität. Hier wurden verschiedene Szenarien hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Akzeptanz beleuchtet. Klar ist, der ländliche Raum braucht neue Idee. Hier kann das Autonome Fahren eine wichtige Option werden. Das geht aber nur, wenn die Menschen dieses Angebot auch annehmen wollen. Dazu braucht es neue Formate des Austausches, um die Menschen mitzunehmen.

Intermodalität geht nicht ohne Datenaustausch. Die sichere Datenübertragung von A nach B spielt dabei eine wichtige Rolle. Datenräume sorgen für den Zusammenschluss von Betreibern und Gewährleisten die Datensicherheit.

Für die intermodale Mobilität wird eine gute Mischung von Mobilitätsangeboten notwendig sein und unterscheidet sich im ländlichen und städtischen Raum. Vor allem im ländlichen Raum werden sich Angebote auf On-Demand Verkehr und Elektromobilität verstärken.

Intermodalität kann sowohl in der Warenlogistik, als auch im Personentransport genutzt werden. Bei der Kombination beider Use Cases können sogar Fahrten eingespart und längere Strecken durch zusätzliche Mobilitätsmittel, wie dem Drohnentransport für die Paketlieferung, verkürzt werden.

Die Chance für die Anwendung von Intermodalität wurde im Publikum eher in der Warenlogistik als im Personentransport gesehen.

Die Automotivebranche hat ihre einstige Technologieführerschaft verloren und die Richtungsführung liegt nun in den Händen der OEMs. KMUs und Cluster haben wenig Einfluss auf die Entwicklungen in der Zuliefererbranche. Der Trend zur E-Mobilität ist jedoch noch offen und sowohl E-Fuels als auch Wasserstoffantriebe sind zukünftig möglich.

Um KMUs effizient zu unterstützen, ist es wichtig, dass Cluster das Unternehmen und sein Geschäftsmodell gründlich kennen. So kann eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entstehen, um gemeinsam Transformationspfade zu finden. Die Umsetzung und das Finden neuer Ideen obliegen letztendlich den Unternehmen selbst. In Bezug auf das Beispiel von Tankstellenbetreibern und -ausrüstern stellt sich die Frage nach einem Transformationspfad, der die Offenheit für verschiedene Antriebsarten berücksichtigt.

Es wurden hierzu jedoch keine konkreten Antworten darauf gefunden. Des Weiteren werden Bedarfe in der Errichtung von Ladeinfrastruktur und Wasserstofftankstellen sowie in der Steigerung der Reichweite von batterieelektrischen Fahrzeugen gesehen.

Die Vorstellung der zwei vom Bund geförderten Projekte im Rahmen von Kopa 35 C der Bundesregierung (TraWeBa und Transfer X) stand in Zeichen des Wissenstransfers für die Optimierung von bestehenden Produktionsprozessen und Geschäftsmodellen und der strukturierte und souveräne Austausch von Daten und Informationen.

Das Vertrauen in Austauschplattformen auf Basis einer Datensouveränität muss noch wachsen. Die Partner in diesen Transfer Hubs laden dazu ein, sich die Mehrwerte für einzelne Unternehmen vermitteln zu lassen. Das geschieht in Workshops, Expertenrunden und Netzwerkveranstaltungen. Hier werden die Chancen und Risiken erörtert und Pilotprojekte initiiert.

Es wurden die Projekte Veränderungsmacher, Transformationslotsen und Transformationsagentur Niedersachsen vorgestellt, die zur Förderung der Transformation ins Leben gerufen wurden. Es ist entscheidend, dass Unternehmen die konsequente Umsetzung der Digitalisierung vorantreiben und ein passendes Mindset für Transformationsprozesse entwickeln.

Der Wandel sollte von allen Mitarbeitern aktiv mitgetragen werden und als Chance, nicht als Belastung, wahrgenommen werden. Fragestellungen bezüglich Akquirieren von Unternehmen, die an den Programmen teilnehmen, konnten nicht eindeutig beantwortet werden. Oft kämen diese auf die Projektträgern aktiv zu. Projekte und Projektideen entstehen in der Regel aus der Mitte der Unternehmen selbst. Um Veränderungsmacher zu werden, können spezielle Programme durchlaufen werden.


Fachforen II – Sessions

Fazit I Abschluss

Danke an unsere Partner: