E-Roller, Segways, Lastenräder oder Cargobikes sowie E-Leichtfahrzeuge: Sie alle gehören inzwischen in größeren Städten und Metropolen zum Stadtbild. Die sogenannte Mikromobilität wird immer bedeutender, vor allem für die erste und die letzte Meile.  Mikromobilität beschreibt also Kleinst- und Leichtfahrzeuge, die überwiegend elektrisch angetrieben sind und im Verbund mit anderen Lösungen für eine nachhaltige Mobilität sorgen. Mikromobilität ist Schwerpunkt der neuen Themenmanagerin für Mobilität in der Automotive Agentur Niedersachsen, Jana Dornieden. Im Folgenden beschreibt sie, worum es genau geht:

Viele kennen solche Fragen wie „Wie komme ich vom Bahnhof zu meinem Zielort? Nehme ich doch lieber das Auto, um flexibler zu sein?“ Für solche Lösungen sind Mikromobile ideal, um das hohe Verkaufsaufkommen in den Städten und die damit verbundenen negativen Umweltauswirkungen, wie z.B. hohe Emissionswerte und Lärm, zu reduzieren. Der Wechsel des Verkehrsmittels innerhalb einer Strecke wird Intermodalität genannt.

Multimodalität hingegen beschreibt die Wahl des Verkehrsmittels für eine bestimmte Strecke je nach Situation. Ziel ist es, die Variation von Verkehrsmitteln zu ermöglichen und den motorisierten Individualverkehr zu verringern. Wenn ich beispielsweise zum Bäcker fahre, nutze ich lieber das Fahrrad. Wenn ich aber nach München fahre, steige ich auf die Bahn um. Diese Mobilitätsformen dienen im Sinne der Suffizienz dazu, das Nutzungsverhalten zu verändern und den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Für die Anwendung unterschiedlicher Mobilitätsangebote für eine geplante Strecke werden Systeme wie MaaS (Mobility-as-a-Service) erforderlich sein. Der Vorteil ist, dass verschiedene Dienste verglichen und kombiniert werden.

Eine Auswahl an Cargobikes auf der Radlogistik Konferenz in Hannover.

30 Prozent Radlogistik bis 2030?

Nicht nur privat, sondern auch betrieblich können die kleineren Fahrzeuge einen Mehrwert für die Nutzung und einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Bei der nationalen Radlogistik Konferenz im September in Hannover wurde das Ziel einer 30-prozentigen Radlogistik bis 2030 geäußert, um eine nachhaltigere, urbane Logistik in den Städten zu schaffen.

Durch den gewerblichen Radverkehr mit Cargobikes könnten volle Straßen, Lärm und Parkflächen reduziert werden. KEP- (Kurier-, Express- und Paket-) Dienstleister steigen vermehrt auf Lastenräder um und optimieren so ihren CO2-Fußabdruck. Von Lastenrädern mit Anhängern zu Rädern mit flexiblem Containeraufbau für einen effizienten Paketumschlag, wurden unterschiedlichste Formen auf der Radlogistik Konferenz präsentiert.

Infrastruktur: Umdenken erforderlich

Trotz der zunehmenden Sichtbarkeit von Cargobikes sind noch einige Weichen zu stellen, wie die Vortragenden der Konferenz berichteten. Ein entscheidender Punkt hierbei ist der Ausbau der Infrastruktur, insbesondere der Radwege, welche oftmals viel zu schmal sind. Dies erfordert ein Umdenken in der Straßenplanung in den Städten.

Darüber hinaus müssten auch Micro-Hubs, auch Depots genannt, weiter ausgebaut werden, um die Logistikbranche hingehend zum Lastenrad vorzubereiten. Mittels Depots können größere Lastfahrzeuge ihre Ware an ausgewählten Flächen außerhalb abliefern und müssen so nicht mehr in die Städte hineinfahren. Von dort können die Logistiker die Ware mit ihrem Rad abholen und verteilen. Dabei ist der Weg nicht nur energieeffizienter, sondern auch zeiteffizienter, da damit bis vor die Haustür geliefert werden kann.

Nachhaltige Ansätze für die letzte Meile

In Niedersachsen werden die Potentiale von Mikromobilen bereits gesehen. Deshalb hatte auch die IAA Transportation in Hannover erstmals Cargobike-Anbieter als Aussteller auf dem Messegelände.  Somit spielte auch bei der IAA das Thema letzte Meile eine große Rolle. Neben den Cargobikes wurde ebenso die Lieferung durch Roboter und Drohnen thematisiert.

 

 

Cargobike Parkour auf der IAA Transportation in Hannover.

Auch die namenhaften Automobilhersteller und -dienstleister entwickeln nachhaltige Ansätze für die letzte Meile der gewerblichen Transporte. Entscheidend für die Umweltauswirkungen der Transporte ist u.a. die Energiebereitstellung für die Fahrzeuge, die Menge und das Gewicht der Güter sowie die zurückzulegende Strecke. Für kleine Transporte zeichnen sich Lastenräder mit Elektroantrieb als eine CO2-ärmere Alternative zu den leichten Nutzfahrzeugen heraus. Leichte Nutzfahrzeuge haben z.B. ein CO2-Äquivalent von über 2.000 g/tkm, während Lastenräder nur weniger als 500 g/tkm verursachen.

Inwieweit die kleinen Fahrzeuge im ländlichen Raum eingebunden werden können und wie sich die Mikromobilität in den nächsten Jahren allgemein etablieren lässt, muss sich noch zeigen. Klar ist: Wir brauchen Veränderungen in der Mobilitätswirtschaft, um die negativen Umweltauswirkungen zu reduzieren. Das Wissen und die Potentiale von Mikromobilitätslösungen sind da. Experten sagen, dass nun die bestehenden und neuen Mobilitätstechnologien miteinander zu vernetzen und multimodale Konzepte zu schaffen sind, um deren Effizienz zu erhöhen und die Ressourcen gezielt einzusetzen.