Auf die Schnelle wurde noch ein benachbarter Kinosaal geöffnet und die Reden auf die große Leinwand übertragen: Mit 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei der Auftaktveranstaltung im Oktober 2022 in der Autostadt Wolfsburg wurden alle Erwartungen übertroffen. ReTraSON steht für „Regionales Transformationsnetzwerk SüdOst-Niedersachsen“. Es gehört zu den vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Transformationsprojekten und kooperiert seit seinem Start eng mit der Automotive Agentur Niedersachsen.
Ziel ist es, bis Mitte 2025 ein Transformationsnetzwerk aufzubauen und eine regionale Transformationsstrategie für und mit der Fahrzeug- und Zulieferindustrie zu entwickeln. Angesiedelt ist ReTraSON bei der Allianz für die Region in Braunschweig mit ihrem Bereichsleiter Wirtschaft und Mobilität Thomas Ahlswede-Brech. Ihm ist wichtig, dass mit „Fahrzeugen“ nicht nur Autos und Nutzfahrzeuge gemeint sind, sondern genauso die Luftfahrt- und Eisenbahnbranche. Sie stellen neben dem großen Autobauer im Einzugsgebiet, das die Landkreise Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel sowie die kreisfreien Städte Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg umfasst, ebenfalls starke Industriezweige dar, und auch sie sollen beim Wandel unterstützt werden.
Neutrale Plattform, um Strategien zu entwickeln
ReTraSON will dafür eine neutrale Plattform für die unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure bieten, also für Wirtschaft, Wissenschaft, Kammern, Verbände, Gewerkschaften u.ä., auf der sie Möglichkeiten entwickeln können, um zu kooperieren. Eine erste wichtige Aufgabe dabei ist, auch neue Akteurinnen und Akteure zu identifizieren, erläutert Thomas Ahlswede-Brech: „Welche kommen neu auf den Markt, und welche davon werden für die Fahrzeugindustrie zukünftig eine noch größere Bedeutung haben, also z.B. Software-Engineering oder Gamification. Ich bin der Meinung, dass das große Zukunftsthemen sind.“ Der Bereichsleiter Wirtschaft und Mobilität geht aber auch davon aus, dass der Transformationsprozess in dreieinhalb Jahren, also bis zum Ende der Projektlaufzeit, noch nicht abgeschlossen sein wird, „aber wir haben die Kooperationsbeziehungen zwischen den Institutionen gestärkt, neue Ideen entwickelt und weitere Fördermittel generiert, und letztlich auch eine Strategie für die Region erarbeitet. “.
Um gemeinsame Schlagkraft zu entwickeln, setzt ReTraSON nicht nur auf den direkten Kontakt ins Bundeswirtschaftsministerium, der durch die Förderung besteht, sondern auch auf enge Zusammenarbeit u.a. mit der Automotive Agentur Niedersachsen, die für das Netzwerk das Sprachrohr zur Landesregierung ist und somit auch – über den Bundesrat – nach Berlin. Zudem baut ReTraSON auf Erfahrungen, die die Allianz für die Region in den vergangenen Jahrzehnten bereits gesammelt hat. „Wandel entsteht über Dekaden. Jede industrielle Revolution hatte Verlierer, aber noch mehr Gewinner.“ Deshalb sind für Thomas Ahlswede-Brech während der Transformation die Menschen besonders wichtig: „Mir ist es eine Herzensangelegenheit, den Menschen, die in der Fahrzeugindustrie beschäftigt sind und Tag für Tag erproben, entwickeln und bauen, eine Perspektive aufzuzeigen.“
Überwältigende Resonanz auf die ersten Aktivitäten
Der Start von ReTraSON ist jedenfalls schon mal gelungen: Nicht nur zur Auftaktveranstaltung wurde das Netzwerk regelrecht überrannt. Auch zu den Treffen der sogenannten TransformationsLabs – die in den Themenbereichen Technologie, Infrastruktur, Arbeit und Geschäftsmodelle das Kernstück zur Entwicklung einer regionalen Transformationsstrategie bilden – meldeten sich viel mehr Interessierte an als zu erwarten waren: „Das hat uns gezeigt, da ist richtig, richtig Energie drin! Die Leute haben ein Bedürfnis genau dieses Thema hier zu adressieren“, so Thomas Ahlswede-Brech.
Großes Innovationsfestival: Transfernale mit Transfinale
Für Ende April und Anfang Mai bereitet ReTraSON die „Transfernale“ vor, ein achttätiges Innovationsfestival für Wissens- und Technologietransfer an acht Standorten. Es soll Bühne und Plattform sein, auf der aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse auf wirtschaftliche Herausforderungen treffen und Synergien entstehen. Jeder Tag hat dabei einen anderen Schwerpunkt: „Von der Transformation der Fahrzeugproduktion“ bis hin zu „Intelligentes und vernetztes Fahren“. Den Abschluss bildet am 4. Mai das „Transfinale“, mit der vorgeschalteten Vergabe des Technologietransferpreises der IHK Braunschweig.
Bilder: Allianz für die Region