„Im Augenblick sehe ich große Potenziale in der Erzeugung von grünem Wasserstoff. Es macht jedoch nur Sinn, wenn der grüne Strom dafür bezahlbar ist. Da gilt immer noch: zwischen 6 und 8 Cent die Kilowattstunde“, sagt Jens Asmuth von der JA-Gastechnology GmbH.
Mit dieser Einschätzung ist der Unternehmensinhaber nicht allein. Welche Chancen kleine und mittlere Unternehmen mit Wasserstoff haben, erläuterten insgesamt 12 Firmen aus Niedersachsen bei einem Vernetzungstreffen, das das niedersächsische Wirtschaftsministerium, die Unternehmerverbände UVN, das Innovationszentrum Niedersachsen und das Energieforschungszentrum Niedersachsen EFZN organisiert hatten.
Unternehmen im Landkreis Osterholz als Gastgeber
Mit der Zielsetzung, Potenziale von Wasserstoff entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufzuzeigen und Interessierte, Erfahrene, Entwickler und Anwender zusammenzubringen, kamen am 5.10.2022 rund 70 ExpertInnen bei der FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG in Osterholz-Scharmbeck zusammen.
Die unterschiedlichen Aussteller aus den Bereichen Fahrzeugbau, Komponentenherstellung oder Energiesektor bereicherten die Veranstaltung durch ihre Blitzlicht-Beiträge. Der anschließende Showroom-Rundgang ermöglichte den geplanten Mehrwert, die Teilnehmenden in den gezielten Austausch zu bringen. Dabei ergaben sich sogar erste Gespräche zu Geschäftsanbahnungen. Die Größe und das Format sind nach Angaben der Teilnehmenden sehr gut geeignet, um von Ideen und Möglichkeiten anderer zu erfahren.
Die Vertreter/-innen der vier Veranstalter, Lars Bobzien, Benedikt Hüppe, Richard Hanke-Rauschenbach und Gunda Fahrenkrog betonten, dass sie mit ihrer Expertise und Netzwerken für alle Unternehmen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, die ebenfalls ihre Zukunft in der Wasserstoffwirtschaft sehen oder planen.
Spannender Inhalt und Exponate vor Ort
Der gezielte Austausch der Teilnehmenden wurde darüber hinaus auch durch einen spannenden Einblick in die Geschäftsfelder vom Gastgeber, der FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG, durch COO Thorsten Baumeister ergänzt. Außerdem gab es die Möglichkeit, Fahrzeuge vor Ort anzuschauen und Probe zu fahren. So wurden zwei Toyota Mirai der Firma BEN-Tec, ein Müllwagen von ENGINIUS sowie ein mit Methanol angetriebener H2 Renault Sprinter der Firma ift-whitecell engineering GmbH für eine kleine Runde auf dem Firmengelände zur Verfügung gestellt.
In der Abschlussrunde äußerten Teilnehmende und Aussteller, dass ihre Erwartungen an den Mini-Kongress voll erfüllt worden seien – und baten um eine Fortsetzung, wobei sich spontan schon künftige Gastgeber meldeten. „Mit dem Treffen haben wir unsere niedersächsischen Wasserstoff-Ausrüster zusammengebracht und eine Nische bedient“, hieß es aus dem Organisationsteam. Dies sei ein wertvoller Baustein, um den Wasserstoffbereich insgesamt in Niedersachsen gemeinsam voranzubringen.
Side-Event der „European Hydrogen Week“
Welche Bedeutung das Thema hat, zeigt auch, dass die Veranstaltung als Side-Event der „European Hydrogen Week“ anerkannt wurde. Die European Hydrogen Week ist die größte jährliche Wasserstoff-Veranstaltung unter der Leitung der Clean Hydrogen Partnership und ihrer Mitglieder, der Europäischen Kommission, Hydrogen Europe Research, Hydrogen Europe. Sie fand in diesem Jahr Ende Oktober statt.
Die Meinung der Aussteller zum Thema Wasserstoff
Wo die 12 Aussteller Potenziale und Herausforderungen sehen, haben sie auf Nachfrage erläutert. Mehr dazu in unserer Galerie:
Aspens GmbH │ Fabian Geerling und Simon Pauli
Momentan liegt die größte Herausforderung in der Wirtschaftlichkeit. Im Vergleich zu den konventionellen Energieträgern ist Wasserstoff noch teurer. Das ändert sich zwar momentan, aber dadurch, dass in kleiner Stückzahl gefertigt wird, sind die Produktionskosten auch noch höher.
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BEN-Tec │Tom Krey
Die größten Potenziale finden sich zurzeit im Bereich der elektrischen Netze, der Netzversorgung und beim Thema Schwankungsausgleich. Um die erneuerbaren Energien an den Mann zu bringen, könnte man also Wasserstoffreviere in Verbindung mit Stadtwerken oder Kommunen realisieren. Allerdings sind die Investitionskosten relativ hoch und unwirtschaftliche Projekte umzusetzen, macht keinen Sinn.
Buses4Future │ Jörg Raimann
Im Bereich der regenerativen Energien sehe ich Wasserstoff als eine von mehreren Möglichkeiten, um Energie lange zu speichern. Es ist vor allem die Infrastruktur, die wir schaffen müssen. Sowohl in der Produktion und in der Speicherung als auch dann in der Tankstelleninfrastruktur, um Wasserstoff für den Verkehr bereit zu stellen. Kurz gesagt: Wasserstoff muss brauchbar gemacht werden für den User.
EFZN │Knut Kappenberg
Wenn Unternehmertum und Forschertum zusammenarbeiten, sind wir schneller fertig als Deutschland im Jahr 2045 klimaneutral sein möchte oder sein muss. Aus Forschersicht habe ich den Eindruck, dass es bei den unterschiedlichen Wasserstoff-Forschungsprojekten nur darum geht, dass einzelne Disziplinen sich mit dem Thema Wasserstoff beschäftigen. Wie kommen wir hin zu einer systemischen Sichtweise?
EWE │ Eva Stede (l.)
Wir haben den Vorteil, dass wir – weltweit betrachtet – in einer Region leben, wo ein initiales Wasserstoffnetz und die erste Infrastruktur dafür entsteht. Dazu zählen die Kavernenspeicher hier vor Ort, in denen wir – auch seitens EWE – schon seit Jahrzehnten Erdgas speichern und zukünftig auch Wasserstoff speichern können. Wir müssen aber mehr an Geschwindigkeit aufnehmen. Wir müssen weniger Bürokratie und mehr Umsetzung haben – und Fachkräfte.
FEST GmbH │ Michael Weber
Wir bieten Wasserstoffkomplettlösungen an und sehen einen wachsenden Markt. Wir brauchen aber Personal, um ebenfalls entsprechend wachsen zu können. Im Moment wachsen auch die Preise. Eine große Herausforderung ist, dass wir eigentlich aus der Innovationsförderung herauskommen müssen, um auch wirklich industrialisieren zu können. Um einen Markthochlauf hinzukriegen, braucht es, ähnlich wie bei den Erneuerbaren Energien, stattdessen ein Massenförderprogramm.
JA-Gastechnology GmbH │ Jens Asmuth
Im Augenblick sehe ich die großen Potenziale in der Erzeugung von grünem Wasserstoff. Die Herausforderung für uns sehe ich auf der Kostenseite. Das heißt, es macht nur Sinn, Elektrolyse mit grünem Strom zu betreiben, wenn der Strom bezahlbar ist. Und da gilt immer noch die alte Benchmark: zwischen 6 und 8 Cent die Kilowattstunde, dann kann man günstig grünen Wasserstoff herstellen.
Kelvion PHE GmbH │ Julian Peschel und Jannis Müller-Eberhardt
Wasserstofferzeugung, also Elektrolyse, hat die größten Potenziale. Sie ist bei bestimmten Temperaturen am besten und am effizientesten zu gestalten. Dafür brauchen wir Wärmetauscher, genauso wie auch im Transportbereich. Seitens der Infrastruktur muss noch einiges passieren. Das, was für die Elektroladesäulen gilt, das gilt sicherlich auch für die Wasserstoffinfrastruktur. Da sind Politik und insbesondere die Unternehmen gefordert. Wir warten auf das „Go“ von potenziellen Kunden, sodass wir in die großen kommerziellen Maßstäbe übergehen können.
Nass Magnet GmbH │ Jens Harrasz
Mit unseren Ventilen sehen wir Möglichkeiten überall dort, wo die Zufuhr von Wasserstoff geregelt werden soll – das heißt, unsere Produkte finden Sie künftig nicht nur in der Brennstoffzelle oder in der Tanktechnik, sondern an allen Punkten, an denen das Medium Wasserstoff übergeben wird. Hier bietet die u.a. Sektorenkopplung Potentiale, um neue Anwendungsbereiche und Partner zu finden.
SCHULZ Systemtechnik GmbH │ Matthias Meyer
Potenzial sehe ich in der Speicherung von Energie. Herausforderungen sind die Erzeugung und Verfügbarkeit. Da muss definitiv mehr gemacht werden. Und auch im regulatorischen Bereich – was den ganzen Strommarkt angeht. Es geht also darum, dass man Möglichkeiten schafft, um auch wirklich günstig den grünen Wasserstoff herzustellen.
Steffel KKS GmbH │ Dirk Krümmel und Daniel Radtke
Die größten Potenziale liegen im Wärmemarkt. Allerdings ist die größte Herausforderung der Transport, also wie kommt Wasserstoff von dem Ort, wo er erzeugt wird, dorthin, wo er am meisten gebraucht wird. Dabei ist die Sicherheit wichtig. Wir können dazu beitragen, sofern es Pipelines betrifft und unterirdische Tanks.
Eindrücke von der Veranstaltung „H2 – Chance und Potenziale für KMU“
Titelfoto: FAUN, Daniel Reißig
Fotos: FAUN, Daniel Reißig, UVN Larissa El Lahib, IZ Angela Sielaff, Sebastian Koch