„Konnichiwa“ und „Herzlich willkommen“: Ende August hat sich eine Delegation japanischer Unternehmen in Norddeutschland über die Wasserstoffwirtschaft informiert. Dabei besuchten sie in Niedersachsen den EWE-Gasspeicher in Huntorf und die Firma FAUN Umwelttechnik in Osterholz-Scharmbeck. Ziel der Reise, die die „HY-5 Initiative für Grünen Wasserstoff“ organisiert hatte, war es, die internationale Vernetzung zu fördern sowie Kooperationen und Investitionen anzustoßen. Zahlreiche Akteure aus Niedersachsen waren mit vor Ort, und der Vorsitzende der Geschäftsführung des Innovationszentrums Niedersachsen (IZ), Dr. Thomas Schulmeyer, hatte Gelegenheit, das IZ als wichtigen Knotenpunkt im Dreieck Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sowie das entsprechende Engagement des Bereichs Mobilität&Energie zum Thema Wasserstoff vorzustellen. Im Interview schildert er seine Eindrücke.

 

Der Vorsitzende der Geschäftsführung des IZ, Dr. Thomas Schulmeyer, im Gespräch mit der Projektmanagerin Öffentlichkeitsarbeit, Angela Sielaff

Was war die Kernbotschaft Ihrer Präsentation?

Schulmeyer: Ich konnte dort die breite, interdisziplinäre Kompetenz des IZ herausstellen und die Werkzeuge, mit denen wir die Transformation in Niedersachsen unterstützen – insbesondere im Bereich Wasserstoff. Es ging also darum, dass wir die gesamte Wertschöpfungskette scouten, Gutachten und Würdigungen von innovativen Wasserstoff-Projekten und Förderanträgen erstellen, Impulse geben und Best Practices vorstellen. Mit unserer Netzwerkarbeit und unseren starken Kooperationen verstehen wir uns als Beschleuniger bei der Innovationsförderung und beim Technologietransfer. Anschließend habe ich wichtige Leuchtturmprojekte entlang der Wertschöpfungskette vorgestellt und konnte aufzeigen: Niedersachsen ist ganz vorne mit dabei beim Aufbau der Wasserstofftechnologien.

Welches Interesse der Japaner am Standort Niedersachsen sowie an länderübergreifender und auch internationaler Zusammenarbeit haben Sie wahrgenommen?

Schulmeyer: Die Japaner haben sehr großes Interesse gezeigt, vor allem an den laufenden Projekten. Sie waren neugierig darauf, was in Deutschland „so los“ ist. Gerade auch bei den Besichtigungen habe ich wahrgenommen, dass sie das, was sie dort zu sehen bekamen, mit Begeisterung aufgenommen haben. Wir haben uns ja zu dritt dargestellt, das IZ zusammen mit dem Niedersächsischen Wasserstoffnetzwerk und „Invest in Niedersachsen“, der Wirtschaftsförderungsinitiative des Landes, die beim niedersächsischen Wirtschaftsministerium angesiedelt ist. Ich hatte den Eindruck, dass die japanischen Unternehmer unsere Netzwerkarbeit als wertvoll und bereichernd einschätzen – weil sie eine koordinierende Funktion hat und weil dadurch aufgezeigt wird, in welche Richtung Niedersachsen unterwegs ist. Sie freuen sich über einen zusammenfassenden Überblick, um dann „zu Hause“ berichten können, wie weit die Entwicklung ist.

Dr. Thomas Schulmeyer während seines Vortrags über das IZ.

Sie haben die Delegation zwei Tage lang begleitet. Es gab auch Gelegenheit zum „Get-Together“. Wie haben Sie die Atmosphäre wahrgenommen?

Schulmeyer: Die Japaner sind sehr, sehr höflich und zurückhaltend. Das hat mein Bild, das ich von Japan auch bei mehreren Aufenthalten dort gewonnen habe, bestätigt. Sie haben den Präsentationen interessiert zugehört, und insbesondere bei den technischen Vorträgen gab es Nachfragen. Ich meine, dass von den Projekten und Kapazitäten, die wir herausstellen konnten, ein starkes Signal an die Teilnehmer ausging: Es bieten sich gute Möglichkeiten für Investitionen. Ich habe mich gefreut, dass ich daran teilnehmen konnte. Es lag mir am Herzen, da ich den Umgang mit Japanern sehr schätze. Und wenn man selbst schon oft im beruflichen Kontext das Land kennengelernt hat, gibt das zusätzliche Anknüpfungspunkte für Gespräche.

Nach dem, was Sie dort hören und sehen konnten: Welche Bedeutung hat Wasserstoff für Niedersachsen und für Japan?

Die japanische Delegation mit niedersächsischen Wasserstoff-Akteurinnen und Akteuren vor einem H2-angetriebenen Lastwagen.

Schulmeyer: Dass wir hier Niedersachsen große Potenziale und Möglichkeiten für erneuerbare Energien und Wasserstoff haben, sieht man an den Leuchtturmprojekten, die wir im IZ vorrangig mit den Bereichen Mobilität&Energie und Strategie scouten: Da geht es um Wasserstoffgewinnung per Elektrolyse, wofür z.B. RWE in Lingen eine Anlage mit 14 Megawatt errichtet. Es geht um die Speicherung in Kavernen, wie in Krummhörn und in Etzel. Es geht um die Trocknung von Wasserstoff, die erforderlich ist, um den Wasserstoff wieder verstromen oder aus den Kavernen ins Leitungsnetz einspeisen zu können. Außerdem werden Verfahren entwickelt und verbessert, um Wasserstofftankstellen zu optimieren oder Wasserstoff in Blockheizkraftwerken und Brennstoffzellen nutzen zu können. Nicht zuletzt werden auch Komplettsysteme zur dezentralen Energiespeicherung und Nutzung von Wasserstoff entwickelt. Eine konkrete Kooperation mit Japan gibt es bereits: Kawasaki Heavy Industries baut in Kooperation mit RWE in Lingen eine Turbine, die sowohl für Gas als auch für Wasserstoff geeignet ist. Denn es wird nicht den einen Tag der Umstellung geben, sondern eine Übergangszeit. Wenn die Turbine beides kann, sorgt das in dieser Zeit für Versorgungssicherheit.

Wie wird der initiierte Kontakt zwischen Japan und Niedersachsen Ihrer Einschätzung nach weitergehen?

Schulmeyer: Die Reise hat mir gezeigt, dass die Japaner die Geschäftspotenziale für Wasserstoff erkannt haben. Also bieten sich ein weiterer Austausch und weitere Kooperationen an. Die ersten Schritte in die richtige Richtung sind gemacht. Das IZ mit dem Bereich Mobilität&Energie ist im Verbund mit dem Niedersächsischen Wasserstoff Netzwerk und Invest in Niedersachsen ein starker Partner für die weiteren Bestrebungen, Wasserstoff aktiv voranzutreiben. Wir unterstützen mit unserer breiten Fachexpertise und tragen somit dazu bei, den Wettbewerbsvorteil, den Niedersachsen hier hat, zu sichern und die Vorreiterrolle auszubauen.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

(Bilder: IZ, Christian Kotschy / Invest in Niedersachsen, Olaf Krawczyk / AANds, Gunda Fahrenkrog)