Wollen Sie Ihre Wertschöpfungsketten besser verstehen und gemeinsam Lösungsansätze für die Transformation erarbeiten? Ein Business Simulation Game zeigt Ihnen mögliche Schnittstellen auf! Mit diesem Ansatz bietet die Automotive Agentur Niedersachsen den Unternehmen der Automobilzulieferindustrie und dabei insbesondere den Akteurinnen und Akteuren aus dem Batterieökosystem – u.a. im Rahmen des Bundesprojekts TraWeBa (TransformationsHub Wertschöpfungskette Batterie) ein speziell auf diese Industriezweige zugeschnittenes Angebot an. So fand Anfang November ein Simulation Game mit Fokus auf „Stoffstrommanagement entlang der Wertschöpfungskette Batterierecycling“ statt.
Hierbei ging es darum, den Stoffstromfluss entlang einer konkreten Wertschöpfungskette von Unternehmen aus den Bereichen des Batterierecyclings und Second-Use in diversen Szenarien zu simulieren. Insbesondere die SWOT-Analyse der jeweiligen Szenarien im Rahmen einer interaktiven Diskussion bietet für die KMUs einen klaren Erkenntnisgewinn und schafft somit Mehrwerte für künftige Zusammenarbeit.
Absichtserklärung zur Gründung eines Batterierecyclingzentrums im Harz als erster Impuls
Die erste Blaupause für ein themenspezifisches Simulation Game hatte ihren Ursprung in einer am 27.6.2023 in Anwesenheit des niedersächsischen Wirtschaftsministers Olaf Lies unterzeichneten Absichtserklärung zur Gründung eines Batterierecyclingzentrums im Harz. Dabei haben mehrere Unternehmen – Albemarle Germany GmbH, H.C. Starck Tungsten GmbH, LB.systems GmbH, Battery Damage Service GmbH und Electrocycling GmbH – aus der Region SüdOst Niedersachsen sich zusammengetan, um die Wertschöpfungskette Batterierecycling weitestgehend regional zu schließen.
Der initiale Impuls für eine Zusammenarbeit ist durch die Automotive Agentur in enger Zusammenarbeit mit REWIMET e. V. sowie Fraunhofer IST angestoßen worden. Das Bundesprojekt TraWeBa greift diese Aktivitäten auf und verknüpf die gewonnen Erkenntnisse sowie die beteiligten Unternehmen mit bundesweiter Unternehmens- und Forschungslandschaft entlang des Batterieökosystems. Das Simulation Game vom 13.11.2023 bietet somit ein interessantes Instrument für Wissens- und Technologietransfer zum Mitmachen für alle interessierte Akteurinnen und Akteuren bundesweit.
Innovativer hybrider Ansatz für die Modellierung und Darstellung der Stoffströme
Das Kernelement der Business Simulation Game ist die Darstellung der batterie-relevanten Stoffströme bzw. Materialflüsse in Form eines Sankey-Diagramms. Abbildung 1 zeigt die schematische Darstellung der Wertschöpfungskette Batterierecycling als wichtiger Bestandteil in der gesamten Wertschöpfungskette Batterie. Die Ovale und Quadrate stellen die Rollen bzw. Prozesse dar, wobei die entsprechenden Pfeile die Richtung der Materialflüsse aufzeigen.
Der technische Aufbau des Planspiels am 13.11.2023 bestand im Wesentlichen aus einer Projektion des Sankey-Diagramms auf einen Tisch (Abbildung 2). Der Ablauf des Business Simulation Games ist zyklisch und startet dem Basis-Szenario. Als Quelle für die Darstellung der Stoffströme werden hierfür die Daten der jeweiligen im Planspiel beteiligten Unternehmen festgehalten.
Zu Beginn priorisieren die Unternehmen die Szenarien und legen eine Reihenfolge fest, in der sie diese betrachten wollen. Entsprechend wird die Projektion der Szenarien eingestellt. Für jedes Szenario sind dann 45 bis 60 Minuten vorgesehen.
Die unterschiedlichen Parameter können einzeln voreingestellt und während der Diskussion live angepasst werden. Mit haptischen Elementen, wie z.B. Legeobjekten wie Frage- und Aufrufzeichen- sowie Zahnrad-Plättchen, werden weitere Aspekte wie bspw. mögliche Stellschrauben und Fragestellungen direkt auf der Projektion platziert (Abbildung 3).
In der Diskussion werden schrittweise die wirtschaftlichen und moralischen Perspektiven für den Unternehmenskreis betrachtet. Am Ende werden die Ergebnisse entweder direkt auf der Projektion mit Post-its oder in einer vorbereiteten SWOT-Analyse eingetragen. Nach einer kleinen Vernetzungspause und Ergebnisdokumentation durch die Moderatoren werden die weiteren Szenarien gespielt.
Sieben Szenarien und ihre Diskussion liefern wichtige Erkenntnisse
In der Entwicklung der Planspiel-Szenarien wurden die aktuelle (Batterie-)Marktlage sowie Rahmenbedingungen wie die neue EU-Batterieverordnung (EU2023/1542, EU-BattV, EU-Batterieverordnung) sowie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LKsG) miteinbezogen. So widmen sich zwei Planspiel-Szenarien explizit den Themen des CO2-Fußabdrucks von Batterien für Elektrofahrzeuge (Traktionsbatterien) sowie der Recyclateinsatzquoten der wichtigsten Rohstoffe in der Herstellung neuer Batterien.
Zusammenfassung am Beispiel des Szenarios 4
Das Ziel des Szenario 4 war es, eine signifikante Zunahme von LFP-Batterien im Batteriesegment der Automobilindustrie, z.B. wegen Erhöhung des Marktanteiles chinesischer Hersteller, zu simulieren. Die Spieler haben die Annahme diskutiert, dass Recyclingmaterial in Zukunft den Wert von Primärrohstoffen übersteigen und entsprechend zu einem höheren Preis zugekauft werden muss. Als Grund dafür wurden die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben und Quoten zur Verwendung von Recyclaten in der Produktion (EU-Batterieverordnung) angenommen.
Es wurde auch die Entwicklung diskutiert, dass voraussichtlich in zwei bis drei Jahren eine Abgabe an die OEMs für die Abnahme der NMC-Batterien gezahlt werden muss. Gleichzeitig wurde davon ausgegangen, dass bei den LFP-Batterien weiterhin eine Gate-Fee von den OEM an die Recyclingunternehmen gezahlt wird. Darüber hinaus wurde angenommen, dass die Unternehmen, die die Schwarzmasse aufbereiten und eine einzige Produktionslinie fahren, die Chargen der NMC/LFP-Batterien in einem noch zu bestimmenden Zyklus wechseln. Bei dem entsprechenden Aufbau der Kapazitäten könnte das parallele Recycling beider Batterietypen aufgenommen werden.
Es sind jedoch manche Fragen offengeblieben, wie z.B. 1) wer könnte die Aufbereitung der LFP-Schwarzmasse übernehmen oder 2) wie könnte ein ausreichendes Sourcing für beide Batteriechemikalien gewährleistet werden. Solche Fragen geht man nach dem Planspiel an, um ein besseres Verständnis der Zusammenhänge und genauen Prozessabläufe zu verschaffen.
Vielseitige Anpassungsfähigkeit des Planspiels
Das Planspiel wurde so entwickelt, dass interessierte Akteurinnen und Akteure das Planspiel für sich bedarfsgerecht anpassen können. Dabei können zum Beispiel die verfügbaren Rollen modifiziert bzw. neue Rollen miteinbezogen werden oder sogar neue spezifische Szenarien entwickelt werden. Die Anpassung erfordert externe Unterstützung bzw. in manchen Fällen (z.B. für die Entwicklung neuer Szenarien) ein zeitintensives und eigenständiges Einarbeiten.
Im entwickelten Planspiel besteht zudem die Möglichkeit, die monetären Flüsse abzubilden. So können die Unternehmen die Marktwerte der entsprechenden Materialflüsse erkennen.
Haben Sie Interesse, dieses Simulation Game mit Ihren Partnern, in Ihrem Unternehmen oder Ihrem Unternehmenskreis auszuprobieren und durchzuspielen? Kommen Sie auf die regionalen TraWeBa-Partner zu. Wir stellen das Planspiel als Blaupause zur Verfügung!
Wir stellen Ihnen das Planspiel auf der Hannover Messe vor
Falls Sie Interesse daran haben, mehr Einblicke in das entwickelte Planspiel zu gewinnen, besuchen Sie uns im Zeitraum 22.-26. April 2024 auf der Hannover Messe auf dem Gemeinschaftsstand Niedersachsen in der Halle 16 am Stand F11. Falls Sie sich voranmelden möchten, kontaktieren Sie bitte unseren Themenmanager TraWeBa-Teilprojektleiter Dr. Oleksandr Gryshkov.
Weitere Informationen:
Newsletter der Automotive Agentur Niedersachsen
Newsletter TraWeBa