Gelebte Kreislaufwirtschaft mit grünem Stahl
GMH Recycling GmbH
Gelebte Kreislaufwirtschaft mit grünem Stahl
Im Hafen von Osnabrück bereitet die GMH Recycling GmbH Schrott auf – und beliefert damit vor allem das zur selben Unternehmensgruppe gehörende Elektrostahlwerk in Georgsmarienhütte. „Das ist gelebte Kreislaufwirtschaft. Und es ist grüner Stahl. Es ist ein Industrieprodukt auf die nachhaltigste Art und Weise erzeugt, wie es möglich ist“, sagt Geschäftsführer Julian Kröger im Gespräch mit Niedersachsen.next bei einem Unternehmensbesuch vor Ort.
Die GMH Recycling GmbH hat ungefähr 160 Mitarbeitende mit unterschiedlichen Qualifikationen. Sie werden in Materialkunde umfangreich geschult, um unterschiedliche Metalle auf Anhieb von außen erkennen zu können. Denn weder E-Motoren noch Gasdruckbehälter dürfen in den Elektrolichtbogenofen der Georgsmarienhütte GmbH gelangen.
Die Vision der GMH Recycling GmbH bzw. der gesamten GMH Gruppe ist es, Transporte und den Verkehr CO2-ärmer zu machen, durch eine Verlagerung auf Binnenschiffe. Die Weiterentwicklung des Stadthafens, für die sich Unternehmen, Verwaltung und Wirtschaftsförderung gemeinsam einsetzen, kann daher ein wichtiger Beitrag sein, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zu sichern.
Der trimodale Binnenhafen könnte durch einen Ausbau der Schleusen für die weit verbreitete Standardschiffsgröße „Europaschiff“ ertüchtigt werden. Dadurch könnte mehr Ladung kosteneffizient in den Hafen angedient und dort gelöscht werden.

v.l.n.r. Julian Kröger, GF der GMH Recycling GmbH, Dr. Oleksandr Gryshkov, Themenmanager Mobilität und Energie Niedersachsen.next, Markus Völcker (Standortentwicklung Mobilität und Energie) von der WFO Wirtschaftsförderung Osnabrück GmbH, Olexander Filevych, Themenmanager Mobilität Niedersachsen.next
„Die Transformation funktioniert nur, wenn logistische Abläufe funktionieren“, so Kröger. „Das heißt Straße, Schiene und Wasserwege müssen funktionsfähig und auch wettbewerbsfähig sein. Das heißt, wir können das nicht singulär denken, sondern müssen das in Netzwerken denken. Wir als Stahlwerk oder als Schrott-Recyclingbetrieb funktionieren nur mit dieser ganzen Infrastruktur drumherum.“ Deutschland habe sich entschieden, das „Kompetenzzentrum“ Stahlindustrie zu behalten: „Aus meiner Sicht genau der richtige Weg. Denn wir wollen auch weiterhin Autos fahren und Windräder aufstellen.“
Darüber hinaus bietet das Hafengelände gute Voraussetzungen, um sich dort gemeinsam mit Wissenschaft und Forschung Fragestellungen z.B. rund um die Automatisierung und Digitalisierung zu widmen. Daher steht Niedersachsen.next im engen Kontakt mit der regionalen Wirtschaftsförderung, um die Impulse zu setzen bzw. die Akteurinnen und Akteure zusammenzubringen.
Produktion, Kreislaufwirtschaft
GMH Recycling GmbH
Rheinstraße 90-122
49090 Osnabrück
Gründungsjahr: 1995
Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 160

„Wir brauchen gute Unterstützung auch aus der Politik. Ich bin fest davon überzeugt: wenn wir mit unserem Hafen-Entwicklungsprojekt in Richtung Berlin gehen, dann wird Hannover an unserer Seite stehen.“

„Der Hafen Osnabrück spielt eine zentrale Rolle in der Dekarbonisierung der deutschen Stahlindustrie, indem er als logistisches Drehkreuz CO₂-effiziente Transportketten ermöglicht und somit den Umschlag nachhaltiger Rohstoffe sowie die Kreislaufwirtschaft innerhalb der industriellen Transformation unterstützt.“
Bilder: Niedersachsen.next
Im Interview: Julian Kröger, Geschäftsführer GMH Recycling GmbH
Was können andere Standorte vom Standort Osnabrück lernen?
Der Austausch ist wichtig, zwischen Politik, Industrie und Wissenschaft – und diese Ketten immer mehr zu optimieren und zu verbessern. Vor 30 Jahren hatten wir ja auch schon mal eine Transformation. Als wir vom Hochofen zum Elektrolichtbogenofen gegangen sind – vermute ich mal – haben das auch viele für einen irren Plan gehalten. Es ist uns aber auch gelungen, weil wir kontinuierlich daran gearbeitet haben. Und ich glaube, wenn man mit diesem Spirit an solche Projekte wieder rangeht, dann kann man auch wieder solche Dinge gemeinsam schaffen. Unsere Transformation ist ein gutes Beispiel, wie auch Politik und Wirtschaft Hand in Hand gearbeitet haben. Wenn damals nicht der Support des Landes Niedersachsen dagewesen wäre, dann hätte es diese Transformation bei uns auch damals nicht gegeben.
Ist grüner Stahl die Zukunft?
Grundsätzlich ist es so, dass in Europa an grünem Stahl kein Weg vorbeiführt. Die große Frage ist, was muss getan werden, dass auch Märkte entstehen? Es macht keinen Sinn, wenn wir hier Grünstahl haben, der aber so teuer ist, dass alle Welt aus China und Indien weiterhin grauen Stahl importiert. Ich glaube, dass dabei auch die öffentliche Beschaffung eine große Rolle spielt. Man könnte z.B. darüber reden, dass grüner Stahl aus Deutschland einen Vergabevorteil hat. Ich glaube nicht, dass es fundamental an den Kosten scheitert. Aber ich glaube, wir müssen den Weg weiterhin konsequent gehen. Vielleicht werden wir in Deutschland nicht mehr 40 Millionen Tonnen Stahl herstellen, sondern dann nur noch 30, aber dann dafür grün und hochqualitativ.
Welche Unterstützung wünschen Sie sich von Organisationen wie Niedersachsen.next oder der Wirtschaftsförderung Osnabrück?
Generell ist wichtig, dass zugehört und verstanden wird, was Industrie eigentlich benötigt. Ich allein kann keine neue Schleuse bauen. Deshalb ist es wichtig, Akteure zusammenzubringen und Kräfte zu bündeln, den Anliegen Gehör und Sichtbarkeit zu verschaffen. Heutzutage wollen viele Menschen am liebsten den Hafen zumachen oder schön nett am Wasser flanieren. Ich glaube aber, ein Stahlwerk, das in Deutschland schließt, kommt nicht mehr so schnell wieder. Ich glaube, bei diesen Dingen brauchen wir gute Unterstützung, auch aus der Politik. Niedersachsen ist da schon sehr, sehr positiv unterwegs. Und ich bin fest davon überzeugt: wenn wir mit unserem Hafen-Entwicklungsprojekt in Richtung Berlin gehen, dann wird Hannover an unserer Seite stehen.
Rückblick auf die Hannnover Messe: Automotive Agentur mit zahlreichen Aktivitäten
Nach der feierlichen Eröffnung der HANNOVER MESSE war während der fünf Messetage von Montag bis Freitag am niedersächsischen Gemeinschaftsstand, den die Niedersachen.next Automotive Agentur mit „bespielt“ hat, immer viel los – vor allem die AR-Expericence kam bei Besucher*innen, Kooperationspartner*innen und Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung gut an.
Die „Mission Dataspace“ von Transfer-X zeigt, wie die Automobilindustrie von einer Datenökonomie profitieren kann, wenn z.B. Lieferketten unterbrochen sind. Über die Brille werden Impulse zum Handeln gegeben, um solchen Herausforderungen zu begegnen. Unter anderem hat sich Finanzstaatssekretärin Sabine Tegtmeyer-Dette über Transfer-X informiert. Die Niedersachsen.next Automotive Agentur hat als Konsortialpartner des Bundesprojektes dieses interaktive Lernformat erstellt, welches mit Gamification-Ansätzen auf VR-Brillen Einblicke in die Themen Datenräume, Digitaler Zwilling und Industrie 4.0 liefert. Spielende können in einen virtuellen Datenraum eintauchen und lernen Vorteile und Use Cases kennen, wenn Datenraumkonzepte in das tägliche Geschäft einfließen.
Thema Batterierecycling mit kanadischer Beteiligung
Auch das Projekt TraWeBa war im Einsatz, zeigte seine Simulation Game zum Stoffstrommanagement in der Wertschöpfungskette Batterierecycling und hat sich stark beim vierstündigen Batterie-Kongress „INNO-Bat: Innovative approaches in battery technologies“ im Convention Center eingebracht. Die Organisation der Veranstaltung zusammen mit dem Partnern CELEST – Center for Electrochemical Energie Storage hat sich gelohnt, so das Fazit.
Dank unserer Expertise und dem etablierten Netzwerk in diesem Bereich konnte Themenmanager Dr. Oleksandr Gryshkov für den Kongress acht exzellente Referentinnen und Referenten aus Niedersachsen und ganz Deutschland gewinnen, um den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die aktuellen Trends in der Batterietechnologie zu vermitteln und den Raum für die Vernetzung und Projektinitiierung zu schaffen.
Mit seinem Keynote-Vortrag hat David Moir von Western University of Canada die inhaltliche Agenda der Veranstaltung eröffnet und das Batterieökosystem in Ontario vorgestellt. Mit drei thematischen Sessions wurde des gesamte Batterie-Ökosystem abgebildet. Dabei lag der Fokus auf die Flexibilisierung der Batterieproduktion mittels innovative KI-Ansätze, gefolgt von Effizienzsteigerung von Batterierecycling mittels vernetzter Logistik und effizienter Recyclingtechnologie.
Anschließend wurden Best Practices zur Umsetzung der EU-Batterieverordnung, Überführung der Altfahrzeugbatterien in die Second Use Anwendung als Batteriespeicher präsentiert. Last but not least, die Veranstaltung wurde von den Einblicken in die neuartige und effiziente Batteriespeicher auf Basis von der Natrium-Chlorid Festkörper- sowie Natrium-Ionen-Technologie perfekt gemacht.
Besuch aus dem In- und Ausland
So wie im vergangenen Jahr kam eine kleine kanadische Delegation auch an den Stand der Niedersachsen.next Automotive Agentur und sprach mit unserem Kollegen Olexander Filevych über Kooperationen und mögliche Projekte. Mit dabei waren SOMA, die Southwestern Ontario Marketing Alliance, und die Ontario Manufacturing Communities Alliance (OMCA). Auch aus Spanien hatten wir Besuch: Das Unternehmen Relats hat sich auf Schutzmaßnahmen im Kabelbereich spezialisiert will sich über uns in Niedersachsen vernetzen. Der Themenrundgang für die Mitglieder des Niedersachsen.next Innovationsnetzwerkes führte fast schon obligatorische zum niedersächsischen Gemeinschaftsstand, wo Christian Wollherr, Bereichsleiter Mobilität und Digitalisierung, ihnen einen Überblick über die laufenden Projekte gab.
Hannover Messe in Bildern
Ministerrundgang am Mittwoch
Bei seinem Rundgang hat der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies in Begleitung von Niedersachsen.next Geschäftsführer Uwe Ilgenfritz-Donné alle drei Messe-Stände besucht, die von Niedersachsen.next Initiativen und Projekten mitgestaltet wurden. Dabei ist er auch selbst in die virtuelle Welt der Datenräume eingetaucht. Lies zeigte sich beeindruckt von der einfachen und intuitiven Art und Weise, wie in der „Mission Dataspace“ von Transfer-X das komplizierte Thema Datenökonomie für die Automobilindustrie vermittelt wird.
Ein wichtiger Baustein der Niedersachsen.next Automotive Agentur, gemeinsam mit Rainer Müller, Dr.-Ing. Dominik Müller-Cramm und Moritz Forster, um der niedersächsischen Automobilindustrie in der Transformation die Möglichkeiten aufzuzeigen. Außerdem wurde die Schnittmenge zur Arbeit der Niedersachsen.next Digitalagentur verdeutlicht. Auch der Fraktionsvorsitzende im Landtag der SPD Niedersachsen, Grant Hendrik Tonne, holte sich einen Eindruck, wie mit interaktiver Wissensaufbereitung die Komplexität der Digitalisierung vereinfacht werden kann.
Nicht zuletzt hatte unser Themenmananger Jonas Koller beim Energy Technical Forum die Möglichkeit, den TransformationsHub TraWeBa vorzustellen und zu erläutern, wie dieser durch Vernetzung Mehrwerte für Unternehmen und Forschungseinrichtungen schafft.
Weiterentwicklung der AR-Experience
Gefreut haben wir uns auch über den Besuch von CEO Dr. Christian Stein und COO Valentin Hanau von der Agentur Playersjourney, die mit uns die immersive AR-Erfahrung „Mission Dataspace“ entwickelt haben. Die Rückmeldungen von Besucher*innen auf der Messe waren durchweg posititv; wir nehmen das wertvolle Feedback auf, um mit Playersjourney den Feinschliff vorzunehmen.
Mit VR-Brille und Laptop war unser Themenmanager Rainer Müller schließlich auch auf der Messe unterwegs und präsentierte die AR-Anwendung „on the fly“, um Wissen dorthin zu bringen, wo es gebraucht wird – zum Mittelstand. Besucht wurden: Transformations-Hub Leitungssatz, Catena-X, SCALE-MX, Factory-X – The Digital Ecosystem, LNI 4.0 (Labs Network Industrie 4.0 e.V.), Base-X und die Firmen Capgemini und CEO Adrian Drewes von Smart Cave Solutions KG.
Ein weiteres Highlight war die Live-Demonstration von „Virtual Lab Cryomicroscopy“. Kateryna Posokhova und unser Kollege Dr. Oleksandr Gryshkov stellten vor, wie VR-Technologie in der Ausbildung und Forschung Anwendung findet. Das virtuelle Labor dient als Best Practice für die Anwendung von Virtual-Reality-Erfahrungen zur Schulung von Student*innen, Mitarbeiter*innen in der Industrie sowie in Forschung und Entwicklung mit neuen Geräten
Crossindustrial Supply Chain und Clustertreffen
Unser Kollege Dr.-Ing. Mathias Rechel hatte zudem die Gelegenheit, auf dem Sutainable Supply Forum über das Thema: „Crossindustrial Supply Chain – vom Rohstoff zum Produkt“ zu sprechen, Interesse zu wecken und mit Interessierten ins Gespräch zu kommen. Die Kernaussagen seines Vortrags:
- Kreislaufwirtschaft im Automotive-Bereich ist dringend nötig (Stichwort: EU-Altautoverordnung 2035)
- Downcycling bleibt Herausforderung – auch in der Stahlindustrie
- Biogene Rohstoffe könnten ein Gamechanger sein
- Ein interdisziplinäre Austausch ist wichtiger denn je
Beim freundliches Wiedersehen der niedersächsischen Automotive-Cluster, organisiert von unserer Clustermanagerin Katharina Huth, zusammen mit den Vertretern aus dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung wurden anstehende Termine und Aktivitäten besprochen sowie aktuelle Herausforderungen thematisiert.
Einladung zur Wirtschaftsdelegationsreise nach Brasilien und Argentinien
Vom 16. bis 23. März 2025 wird der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil mit einer Wirtschaftsdelegation Brasilien und Argentinien besuchen. Stationen der Reise werden die brasilianische Wirtschaftsmetropole São Paulo, Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires sowie Rosario, drittgrößte Stadt Argentiniens in der niedersächsischen Partnerprovinz Santa Fe, sein.
Brasilien ist die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas. Mit rund 216 Millionen Einwohnern, großen Agrar-, Rohstoff- und Energieressourcen sowie einer breit aufgestellten Industrie zählt das Land zu den führenden Wirtschaftsnationen der Welt. Brasilien ist ein bedeutender Handelspartner und ein wichtiger Produktionsstandort deutscher Unternehmen. Zum fünften Jahr in Folge überrascht Brasilien 2024 mit einem Wachstum, das die zu Jahresbeginn getroffenen Prognosen der Finanzinstitute deutlich übertrifft. Entscheidend dazu beigetragen haben die Wirtschaftsreformen der Vorgängerregierungen, wie die Arbeitsmarkt- und die Rentenreform, sowie die Privatisierungen, die den Infrastrukturausbau ermöglichen. Weitere unter Präsident Lula da Silva begonnene Reformen sollen den Grundstein für weiteres Wachstum legen. Die Reformen soll Bürokratie abbauen und Anreize für eine grüne Reindustrialisierung des Landes schaffen. Diesem Ziel dienen auch die neue Industriepolitik, das Förderprogramm für die Kfz-]Industrie und das Rahmengesetz für kohlenstoffarmen Wasserstoff. Brasilien bringt damit gute Voraussetzungen mit, den Wirtschaftsaustausch mit Deutschland zu steigern.
Themen: Energie, Automotive, Landwirtschaft und Ernährung sowie Umwelttechnologien
Argentinien, Lateinamerikas drittgrößte Volkswirtschaft, ist stark europäisch geprägt. Exzellente Bedingungen für landwirtschaftliche Produkte wie Sojabohnen und Rindfleisch machen Argentinien mit seinen 46 Millionen Einwohnern zu einem der größten Agrarexporteure der Welt. Außerdem besitzt das Land reiche Vorräte an Lithium, Erdöl und -gas sowie sehr gute Voraussetzungen zur Erzeugung von grünem und blauem Wasserstoff. Das Land leidet seit Jahren unter einer Wirtschaftsmisere mit sinkendem Pro-Kopf-Einkommen. Der neue argentinische Präsident Javier Milei will das Land politisch und wirtschaftlich radikal reformieren. Angekündigt hat er so wenig Staat und so viel Privatwirtschaft wie möglich. Sollten die Reformen Früchte tragen, kann Argentinien eine wichtige Rolle für Deutschland als Rohstoff[1]- und Energielieferant (gute Voraussetzungen zur Gewinnung von grünem und blauem Wasserstoff mittels Sonne, Wind und Biomasse) für Deutschland spielen. Weiterhin besteht ein gutes Preis-Leistungsverhältnis im Dienstleistungssektor mit hohem Ent[1]wicklungspotenzial (IT-Wirtschaft, Tourismus) sowie ein hoher Nachholbedarf an Automatisierung und Digitalisierung in der Industrie. Chancen für niedersächsische Unternehmen bieten auch ein starker Technologisierungstrend in der Landwirtschaft und hohes Einsparpotenzial bei Energie und Wasser durch neueste Umwelttechnik.
Die niedersächische Partnerprovinz Santa Fe ist eine Schlüsselregion in der argentinischen Volkswirtschaft. Mit seiner stark exportorientierten Agrar- und Industrieproduktion und seiner logistischen Infrastruktur, insbesondere dem Hafen von Rosario, spielt die Provinz eine zentrale Rolle im nationalen und internationalen Handel. Der Besuch in Rosario bietet die Möglichkeit, wirtschaftliche und technologische Kooperationen zu intensivieren und Niedersachsen als innovativen Akteur im globalen Wirtschaftssystem zu positionieren. Grundsätzlich relevante Themen der Reise sind (Erneuerbare) Energien, die Automobilwirtschaft, Land- und Ernährungswirtschaft sowie Umwelttechnologien. Das Programm wird vorrangig zu diesen Themen wirtschaftliche und politische Gespräche, Netzwerkveranstaltungen sowie Unternehmensbesuche vorsehen. Die Niedersächsische Landesregierung fördert und unterstützt kleine und mittlere Unternehmen aus Niedersachsen wie auch Handwerksbetriebe bei der Erschließung ausländischer Märkte.
Insbesondere Unternehmen aus den genannten Schwerpunktbranchen der Reise sind herzlich eingeladen, an der Reise teilzunehmen. Der Wirtschaftsteil der Delegationsreise wird vom Wirtschaftsministerium gemeinsam mit der IHK Hannover organisiert. Informationen und Anmeldung zur Teilnahme:
MW: Bernd Fedder, Tel. (0511) 120 5570, E-Mail: bernd.fedder@mw.niedersachsen.de
IHK Hannover: Pia Homann, Tel. (0511) 3107 289, E-Mail: pia.homann@hannover.ihk.de
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung
Teaserbild: KI-generiert / adobe.stock.com
Mobility Startup Day 2024: Neugier und Mut als Schlüssel für unternehmerischen Erfolg
„Innovation beginnt in unseren Köpfen“: Mit seinem Vortrag über den „Zukunftsgeist“ hat Dr. Frederik G. Pferdt von der Stanford University die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen Mobility Startup Day begeistert. Rund 180 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Forschung waren am Montag zum nunmehr vierten ‚MSD‘ in Braunschweig beim Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) zu Gast.
Der Mobility Startup Day hat sich als eine der zentralen Veranstaltungen zur Mobilitätszukunft in Niedersachsen etabliert. Diese Plattform ermöglicht es dem niedersächsischen Mobilitäts- und Startup-Ökosystem, innovative Ansätze, bahnbrechende Technologien und visionäre Geschäftsideen für die Mobilität von morgen vorzustellen und zu diskutieren.
Vertiefende Einblicke in die internationale Start-up Szene
Dr. Frederik G. Pferdt, erster und ehemaliger ‚Chief Innovation Evangelist‘ bei Google, motivierte die Teilnehmenden dazu, Perspektiven zu wechseln, Chancen zu erkennen und die Zukunft aktiv mitzugestalten. „Mit einem radikal positiven Mindset können wir Veränderung aktiv vorantreiben, betonte der Autor des Buches „What’s Next Is Now: How to Live Future Ready“, denn laut Pferdt ist die Zukunft nichts, was einfach so passiert. Sie wird vielmehr von jedem Einzelnen immer wieder (neu) erfunden.
Bilder: Isabell Massel/NFF, Olexander Filevych/Niedersachsen.next Automotive Agentur
Dr. Sven Beiker, Experte für Mobilität aus dem Silicon Valley, skizzierte, wie etablierte Automobilhersteller und Tech-Startups neue Technologien wie autonomes Fahren und elektrische Mobilität vorantreiben. Er betonte, dass Niedersachsen von der Innovationskraft des Silicon Valley lernen könne, ohne die eigenen Stärken wie Ingenieurskunst und lokale Ressourcen aus den Augen zu verlieren.
Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gab Einblicke in die vielfältigen Aufgaben des DLR. Sie unterstrich in ihrem Redebeitrag die Bedeutung nachhaltiger Luftfahrt, zukunftsfähiger Mobilitätskonzepte und Innovationsförderung von Startups.
In einer Podiumsdiskussion zu der Frage „Welchen Einfluss haben Startups auf die deutsche Mobilitätswirtschaft?“ beleuchteten hochkarätige Gäste wie Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, Jörn Bertram (Geschäftsführer der Tönnjes International Group GmbH), Prof. Dr. Angela Ittel (Präsidentin der TU Braunschweig), Kristina Nikolaus (CEO von OKAPI:Orbits) sowie Dr. Frederik G. Pferdt die entscheidende Rolle von Startups als Innovationstreiber. Dabei wurde deutlich, dass die starke Gründungsszene eine tragende Säule der wirtschaftlichen Entwicklung in der niedersächsischen Mobilitäts- und Automobilwirtschaft darstellt.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die regionalen Impulse der niedersächsischen Transformationsnetzwerke, welche u.a. mögliche Zukunftsszenarien für Niedersachsen aufzeigten und die Chancen einer Veränderung in den Vordergrund stellten. Dass man gemeinsam stärker ist, zeigten ebenfalls die Pitches / Kurzvorträge der Partner-Startups, welche erfolgreiche Kooperationen wie z.B. zwischen etablierten Unternehmen aus der Automobilindustrie und jungen aufstrebenden Unternehmen vorstellten.
Ein Treffpunkt für Inspiration, Innovation und Netzwerken
Der Mobility Startup Day bot erneut reichlich Gelegenheit, wertvolle Kontakte zu knüpfen und sich von den innovativsten Ideen der Branche inspirieren zu lassen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebten eine Veranstaltung, die nicht nur die Mobilitätsbranche, sondern die gesamte Gründungsszene in Niedersachsen stärkte. Dabei wurden konkrete Mehrwerte geschaffen: Es konnte um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geworben und wertvolle Geschäftsbeziehungen initiiert werden. Die Veranstaltung verdeutlichte, dass Niedersachsen exzellente Bedingungen für die nachhaltige Gestaltung der Mobilität der Zukunft bietet. Mit einem klaren Fokus auf Perspektivwechsel – vom Problemlösen hin zur Erkennung und Nutzung von Chancen – hat der Mobility Startup Day neue Impulse gesetzt.
Der Mobility Startup Day ist ein Gemeinschaftsprojekt von Niedersachsen.next Startup und Niedersachsen.next Automotive Agentur. In Kooperation mit dem Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) und der Technischen Universität Braunschweig fand die Veranstaltung erstmals in Braunschweig statt. Die Ausrichtung des Mobility Startup Day an unterschiedlichen Orten in Niedersachsen wie Wolfsburg, Hildesheim und Osnabrück und dieses Jahr in Braunschweig zeigt, wie dezentrale Strukturen und regionale Vielfalt von Innovation fördern können.
Transfer-X-Roadshow „Wissen2Go“: Premiere in Lemgo mit dem Schwerpunkt „Robotik“
Auf dem Weg in die Digitalisierung eröffnen Industrie 4.0-Technologien vielen Unternehmen neue Chancen. Wie die Produktion digitalisiert und nachhaltig gestaltet werden kann, das wird bei der Transfer-X-Roadshow „Wissen2Go“ am 10.12.2024 in Lemgo gezeigt. Zum Programm gehören Robotik-Live-Erlebnisse, Vorträge und die Möglichkeit zum Netzwerken. Die Teilnahme ist kostenlos.
Transfer-X ist der unabhängige Digitalisierungs-Scout für den Mittelstand. Zur ersten Ausgabe seiner Roadshow „Wissen2Go“ sind alle interessierten Unternehmen eingeladen. Die Premiere dieses Veranstaltungsformats findet am 10.12.2024 von 14-17 Uhr in der SmartFactoryOWL in Lemgo statt. Den Teilnehmenden wird gezeigt, wie Datenräume, digitale Zwillinge und Automatisierung die Prozesse im Unternehmen verbessern können.
Die SmartFactoryOWL in Lemgo demonstriert die Potenziale digitaler und nachhaltiger Technologien anhand praxisnaher LabTouren mit Beispielen in Produkten, Prozessen und Produktionssystemen. Dies geschieht in Kooperation des Fraunhofer IOSB-INA mit der Technischen Hochschule OWL.
Einsatz moderner Roboter in der Praxis
Thematisch dreht sich die erste Ausgabe von „Wissen2Go“ um Robotik-Anwendungen, und zwar von der kollaborativen Robotik bis hin zu industriellen Lösungen. Im „Human-Robot Collaboration Lab“ wird den Teilnehmenden gezeigt, wie modernste Roboter in der Praxis zum Einsatz kommen. Impulsvorträge zu relevanten Themen der Digitalisierung und Einblicke in die von Transfer-X neu entwickelte Lernplattform komplettieren das Programm. In den Impulsvorträgen wird beispielsweise über Imitationslernen, Low-Code-Programmierung mit KI-Modellen sowie industrielle Assistenzsysteme gesprochen.
Was können die Roboter von morgen?
In welchen Bereichen bietet sich der Einsatz von Robotern an? Was sind Einschränkungen und Mehrwerte, aber auch Potenziale und Möglichkeiten der zukünftigen Roboter? Diese und weitere Fragen werden nach Möglichkeit für die Teilnehmenden beantwortet.
Die Veranstaltung ist gedacht für mittelständische Unternehmen und deren Vertretende, die mehr über Möglichkeiten der vernetzten Digitalisierung erfahren und diese einmal erleben möchten. Neben den Live-Erlebnissen und Vorträgen gibt es für die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit anderen Unternehmen und dem Team von Transfer X auszutauschen. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnehmendenzahl ist begrenzt.
(Bild: SmartFactoryOWL)
H2 für KMU: Wasserstoff als Treiber der Energiewende und Motor für KMU
Von emissionsfreier Mobilität über Energiespeicherung bis hin zur klimafreundlichen Industrieproduktion – Wasserstoff bietet ein breites Anwendungsspektrum, das immer mehr Unternehmen erschließen möchten. Am 28. Oktober trafen sich rund 120 Teilnehmende sowie 20 Ausstellende und Pitchende bei der OneSubsea GmbH in Celle, um die Chancen des Wasserstoffhochlaufs in Niedersachsen insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu diskutieren.
Mit dabei war die NOW GmbH aus Berlin, die als „Special Guest“ einen Hauch von Hauptstadtflair nach Niedersachsen brachte. Ziel der veranstaltenden Organisationen – Niedersachsen.next, das Energieforschungszentrum Niedersachsen (EFZN), die Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) sowie das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung – war es, gezielt Ausrüster für die Wasserstoffwirtschaft zusammenzubringen. Ihnen wurde reichlich Gelegenheit geboten, sich zu vernetzen und Kooperationen anzubahnen.
Bereits zum vierten Mal fand dieses jährliche Treffen bei einem wechselnden Gastgeber statt. Business Development Manager Olaf Klose verwandelte eine Werkshalle eigens für die Veranstaltung in einen Treffpunkt mit Bühne, Zuhörerplätzen und Raum für den fachlichen Austausch bei Kaffee und Imbiss. Neben spannenden Pitches und einer Marktübersicht gab es auch eine Betriebsführung durch die Anlagen der OneSubsea GmbH.
Vielfalt der Wasserstoff-Wertschöpfungskette
Von der Erzeugung über Speicherung und Transport bis zur Anwendung: Ob kleines Ventil oder großer Elektrolyseur, Komplettlösung oder spezialisierte Einzelkomponente – die 20 Ausstellungs- und Pitchplätze waren schnell ausgebucht. Viele weitere Unternehmen hätten sich ebenfalls gern präsentiert. Dennoch blieb das Event bewusst klein und exklusiv, um die Qualität des Austauschs zu sichern.
Die ausstellenden Unternehmen haben ihren festen Platz in der Wasserstoff-Wertschöpfungskette längst gefunden und boten Inspiration für andere Akteurinnen und Akteure. Sie profitieren dabei sowohl von neuen als auch bestehenden Kontakten. Gunda Fahrenkrog, Fachbereichsleiterin Energie bei Niedersachsen.next, freute sich über die wachsende „Community“: „Mit bisher über 500 Teilnehmenden und rund 80 Unternehmen in vier Veranstaltungen ist es gelungen, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik miteinander ins Gespräch zu bringen.“
„Alle großen Wasserstoff-Projekte brauchen den Mittelstand“
Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies betonte die zentrale Rolle von KMU in der Wasserstoffwirtschaft. In seinem Grußwort und einer anschließenden Podiumsdiskussion unterstrich er: „Alle großen Wasserstoff-Projekte brauchen den Mittelstand. Ich bin optimistisch, dass wir das, was jetzt auf den Weg gebracht wurde, mit Schwung weiterführen.“ Lies warb eindringlich dafür, die Dynamik des Wasserstoffhochlaufs beizubehalten: „Nur wenn wir jetzt handeln und schneller in die Anwendung kommen, können wir unsere Klimaziele erreichen und wettbewerbsfähig bleiben.“
Die Aufgabe der Politik sei es, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen und den Markt durch regulatorische Maßnahmen anzukurbeln. Dies gelte umso mehr in Zeiten wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten.
Praktische Beispiele senken Hemmschwellen
Besonderes Interesse weckte das Thema Power-to-Gas-Technologie, das in vielen Gesprächen zwischen Teilnehmenden und Niedersachsen.next-Themenmanagern diskutiert wurde. Dabei handelt es sich um den Ansatz, überschüssige Energie aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen in chemische Energie umzuwandeln. Durch Elektrolyse wird Wasserstoff erzeugt, der als gasförmiger Energieträger gespeichert oder zu Methan weiterverarbeitet werden kann.
Die vorgestellten Projekte und Lösungen waren vielfältig: von der Identifikation ungenutzter Flächenpotenziale für erneuerbare Energieprojekte über grafitbasierte, korrosionsfreie Komponenten für Elektrolyseure und Brennstoffzellen bis hin zu innovativen Power-to-Gas-Anlagen. Solche Erfolgsgeschichten veranschaulichen die praktischen Vorteile der Wasserstofftechnologie und senken die Hemmschwelle für Unternehmen, auf H₂ zu setzen.
Fazit: Niedersachsen als Vorreiter
Die Veranstaltung machte deutlich, dass Niedersachsen eine Schlüsselrolle im Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft einnehmen kann. Ohne Wasserstoff wird die Energiewende nicht gelingen – und die teilnehmenden Unternehmen haben die Planungsphase längst hinter sich gelassen. Sie bringen die Technologien in die Anwendung und zeigen, wie KMU aktiv die Transformation vorantreiben können.
Für die kommende „H2 KMU 2025“-Veranstaltung hat sich bereits ein Unternehmen als Gastgeber beworben. Mit dem bewährten Format soll die wachsende Community weiter gestärkt werden, um den Wasserstoffhochlauf in Niedersachsen konsequent voranzutreiben.
Bilder: Niedersachsen.next, OneSubsea GmbH
Internationale Zuliefererbörse (IZB) Wolfsburg: Im Wandel der Automobilindustrie
Drei intensive Messetage im Allerpark liegen hinter dem Team der Niedersachsen.next Automotive Agentur: Im Fokus der diesjährigen Internationalen Zuliefererbörse (IZB) in Wolfsburg stand der tiefgreifende Wandel in der Automobilindustrie. Am niedersächsischen Gemeinschaftsstand konnten sich Besucher wie Branchenkenner darüber informieren, wie die Niedersachsen.next Automotive Agentur sowie der Transformations-Hub Transfer-X die KMU in Niedersachsen z.B. bei den Herausforderungen der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit in der Produktion begleiten und unterstützen.
Einen besonderen Höhepunkt stellte der Besuch von Olaf Lies, Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, dar. Lies ließ sich unter anderem vom Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) die Simulation einer autonomen Busfahrt demonstrieren. Ein weiteres Highlight für den Minister war der Lidar-Sensor der Hybrid Lidar Systems AG, durch den der inhaltliche Schulterschluss zur geplanten „Wetterhalle“ der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) hergestellt wurde. In dieser Halle sollen zukünftig die Auswirkungen von klimatischen Einflüssen auf die Funktionalität von Sensoren in autonomen Fahrzeugen untersucht werden – eine zukunftsweisende Technologie für die Fahrzeugsicherheit.
Treffen der Automotive-Cluster
Ein zentrales Anliegen der Niedersachsen.next Automotive Agentur ist es, die Kooperation in und Vernetzung zu fördern. So lud sie im Rahmen der Messe regionale und nationale Automotive-Cluster zu einem Austausch darüber ein, wie Unternehmen den Wandel und die aktuelle Krise durch eine intensivere Zusammenarbeit erfolgreich gestalten können. An dem Treffen nahm auch Minister Lies teil, der offene Worte fand und hörte.
Nutzung von Datenräumen
Neue Technologien stellte auch Transfer-X vor: Das Bundesprojekt, bei dem die Niedersachsen.next Automotive Agentur als Konsortialpartner beteiligt ist, präsentierte auf der IZB ein virtuelles Erlebnis zur Datenökonomie. Auf einer speziell eingerichteten VR- und AR-Aktionsfläche konnten KMU, aber auch interessierte Nachwuchskräfte, mithilfe von Virtual Reality in die Welt der digitalen Lieferketten eintauchen und mehr über die Nutzung von Datenräumen erfahren.
Unterstützt wurde das Team vor Ort von Experten, die für Fragen zum kollaborativen Datenökosystem Catena-X zur Verfügung standen. Das Catena-X-Netzwerk zielt darauf ab, Unternehmen in einem sicheren und effizienten digitalen Datenaustausch zu vernetzen und somit Transparenz und Effizienz in der Lieferkette zu fördern – eine Initiative, die in der Automobilbranche breite Anerkennung findet.
Internationale Vernetzung
Die IZB bot zudem eine Plattform für internationale Vernetzung. So besuchten Vertreter des Basque Trade & Investment (BT&I) den niedersächsischen Gemeinschaftsstand, um sich über die neuesten Entwicklungen im Bereich Elektrifizierung und autonomes Fahren zu informieren und Kooperationsmöglichkeiten zu erörtern. Auch Vertreter des spanischen Automobilclusters AVIA sowie der London Economic Development Corporation (LEDC) kamen mit Vertretern der Niedersachsen.next Automotive Agentur ins Gespräch, um über eine zukünftige Zusammenarbeit entlang der Batteriewertschöpfungskette zu sprechen.
Etwas Besonderes war auch der Besuch der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Präfektur Nagano (NICE). Die Delegation aus Japan zeigte besonderes Interesse an den niedersächsischen Fortschritten im Bereich Elektromobilität. Durch solche Vernetzungstreffen, die von Themenmanager Olexander Filevych organisiert wurden, werden der Wissens- und Technologietransfer verbessert und Kooperationen angebahnt, die den Standort Niedersachsen stärken.
Dank der intensiven Vorbereitung konnte auf der IZB die Innovationskraft Niedersachsens im Bereich der digitalen Transformation und Elektromobilität erfolgreich präsentiert werden.
Fotos: Niedersachsen.next Automotive Agentur, En-Tra C. Walter, IZB – Fairworldwide
Jahresnetzwerktreffen - Präsentationen zum Download
Herausforderungen und Chancen der Nachhaltigkeit in der Automobilbranche
Michael Frambourg | Volkswagen Group I
Innovation Center Europe I Executive Manager Sustainabilty Solutions
Wir weisen darauf hin, dass bei einer Weiterverwendung die Volkswagen AG bzw. die entsprechend enthaltenen Quellen als Urheber zu berücksichtigen sind.
Was ist das IKK?
Prof. Dr.-Ing. Hans-Josef Endres | Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik (IKK)
der Leibniz Universität Hannover (LUH)
Chemische Rezyklate als technisches Plastik für die Automotive Industrie
BOGE Elastmetall
Dr. Stefan Loheide, Leiter Nachhaltigkeitsmanagement
Verringerung des CO2-EQ-Fußabdrucks in der Konzeptphase
EDAG
Dr.-Ing. Stefan Caba
Bewertung von Traktionsbatterien und 2nd Use als Heimspeicher
LB.systems
Lasse Bartels, CEO
Industrielle Revolution leicht gemacht
NOVO AI
Dimitrij Lewin, CEO
Revolutionierung des Kunststoffrecyclings mit hyperspektraler
Spektroradiometrie und KI
VISPLU, Ahmed Chabi
Entrepreneur & Project Manager
Nachhaltige Batterierecycling Wertschöpfungskette
RE.LION.BAT Circular
Christoph Spandau, CEO
Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie: Diese Unternehmen zeigen, was möglich ist
In dieser Serie beleuchten wir anhand des 5-R Ansatzes (Re-use, Re-fuse, Re-duce, Re-think, Re-cycle) verschiedene Konzepte zur Steigerung der Nachhaltigkeit und zur Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie. Die Video sind im Rahmen des Jahresnetzwerktreffens der Niedersachsen.next Automotive Agentur und Niedersachsen.next Digitalagentur entstanden – als Rückschau auf die Fachveranstaltung zum Thema: „Zukunft der Automobilindustrie – kreislauforientiert und digital“ am 22. August 2024.
Re-cycle
Pyrolyse-Öl statt Erdöl: Durch den Einsatz von technischen Kunststoffen aus chemischen Rezyklaten in der Automotive-Industrie kann jede Menge CO₂ eingespart werden. Der fossile Rohstoff wird ausgetauscht, und am Ende entsteht ein Produkt in gleicher Qualität, sodass eine Rezertifizierung nicht notwendig wird.
Recycling bedeutet, ausgediente Produkte zu entsorgen, möglichst werkstoffrein zu sortieren und in einen neuen Produktzyklus einzubringen.
Stefan Loheide von BOGE Rubber & Plastics – Hersteller von technischen Kunststoffbauteilen und gummielastischen Teilen – plädiert dafür, gesammeltes Plastik, zum Beispiel aus den ‚gelben Säcken‘, in einem chemischen Prozess zu recyceln und so die Herstellung von Kunststoffbauteilen für Autos nachhaltiger zu machen. BASF Polyurethans hat das bereits zur Marktreife gebracht, erklärt Mark Staniford.
Anhand des Bremspedals zeigt sich dieser Ansatz sehr praxisnah: Das Bremspedal ist ebenso wie das Gaspedal ein sicherheitsrelevantes Bauteil im Automobil, woraus sich hohe Qualitätsansprüche an die eingesetzten Materialien ergeben. In einem chemischen Prozess kann Kunststoffabfall so verwertet werden, dass neben Abwärme, Pyrolysegas und Koks, ein wertvolles Pyrolyseöl entsteht. Dieses Öl kann in bestehende Prozessketten zur Synthese von Kunststoffen aus raffiniertem Erdöl eingesetzt werden. Die erzeugten Kunststoffe aus Pyrolyseöl besitzen die gleichen Eigenschaften wie synthetisierte Kunststoffe aus fossilen Quellen. Kunststoffgranulate aus Pyrolyseöl sind derzeit bereits in ausreichender Menge verfügbar, sodass erste Produkte den Weg in Automotive-Anwendungen gefunden haben.
Re-think
„Ein Auto ist kein Handy“: So fasst Michael Frambourg von der Volkswagen Group Innovation, Sustainable Solutions, die vielschichtigen Herausforderungen und Lösungsansätze zusammen, die es aus Sicht des OEM Volkswagen zu lösen gilt, damit eine nachhaltigere Mobilität Wirklichkeit wird. Seine Empfehlung: Groß denken und die Sache groß angehen, statt es allein zu versuchen. Es müssten Prozesse entwickelt werden, die mitwachsen: für die Autos, die jetzt auf der Straße sind, für die Autos, die jetzt gebaut werden und auch für die Autos, die künftig gebaut werden.
Beim Rethink-Ansatz geht es im weitesten Sinne darum, umzudenken, bspw. bereits das Produktdesign kreislauffähig zu gestalten.
An erster Stelle steht hier die Bemühung, Fahrzeuge länger im Lebenszyklus zu behalten und diese über deren gesamten Lebenszyklus zu begleiten. Heutzutage hat ein OEM oft keinen Zugriff auf Fahrzeuge mehr, die länger als 15 Jahre im Markt sind, da diese exportiert werden und schließlich auf Halden in Drittstaaten enden. Somit kann der Materialkreislauf am End-of-Life bislang nur schwierig geschlossen werden.
Es könnten jedoch gute Komponenten ausgebaut, aufgearbeitet und in neue Fahrzeuge eingebaut werden. Dies muss sich rechnen, und daher ist davon auszugehen, dass dies für hochwertige Komponenten wie die Antriebsbatterie und den Antriebsstrang umsetzbar ist. Die verbleibenden Komponenten müssen recycelt werden. Ein Handy kann geschreddert werden, sodass in anschließenden Sortierverfahren Metalle und Kunststoffe gut voneinander getrennt werden können. Moderne Fahrzeuge verfügen jedoch über eine hohe Steifigkeit, sodass die Anlagen an ihre Grenzen stoßen. Auch das Schreddern von Elektroantrieben ist noch nicht serienreif.
Eine weitere Herausforderung ist die Nachverfolgbarkeit. Können digitale Produktpässe ein Lösungsansatz sein? Den Materialmix sortenrein aufzuarbeiten, ist schwierig: Insbesondere bei Kunststoffen ist eine Unterscheidung anhand physikalischer Merkmale herausfordernd. Dies führt dazu, dass recyceltes PET teilweise teurer ist als Neuware. Ein Ausweg stellt nach Frambourgs Worten der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen dar.
Re-fuse
„Für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen müssen wir die Verschwendung von Ressourcen vermeiden“, so der Ansatz von Dimitrij Lewin, CEO der Novo AI GmbH. Die Frage „Was ist Ihr konkreter Beitrag zur Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie?“ beantwortet NOVO AI aus Hannover mit dem Einsatz smarter Sensorik, gekoppelt mit KI-gesteuerter Optimierung, am Beispiel von Werkzeugmaschinen. Denn das Wort Verschwendung muss hier im Kontext des produzierenden Gewerbes gesehen werden.
Refuse bedeutet die bewusste Ablehnung von nicht nachhaltigen Produkten oder Produktionsverfahren.
Ein großer Hebel, um die Energieeffizienz im Unternehmen zu erhöhen, ist, die Anlagenproduktivität zu steigern – also die Zeit, in der eine Anlage damit beschäftigt ist, ein Produkt herzustellen, bestmöglich zu nutzen. In vielen Produktionsfirmen können die Maschinendaten nicht zentral abgebildet werden, da die Maschinenhersteller den Datenzugang nicht oder nur mit großem Aufwand ermöglichen. Somit hat der jeweilige Betriebsleiter keine Möglichkeit, die Zustände seiner Anlagen kontinuierlich zu erfassen.
Die Sensorik der NOVO AI GmbH kann einfach an eine Werkzeugmaschine angeschlossen werden. Sie misst Vibrationen und akustische Schwingungen. Aus diesen Sensordaten ermittelt eine KI verschiedene Maschinenzustände. Bei einer Werkzeugmaschine ist in erster Linie zwischen Produktion und Stillstand zu unterscheiden. Durch die Analyse der Zustände können schnell Optimierungspotenziale erkannt werden: Entweder Reduktion des Stillstands, in dem die Maschine im Standby Energie verbraucht, oder eine Optimierung der Bearbeitungsstrategie aufgrund hoher Leerlaufanteile im Produktionszustand.
Als Beispiel erläutert Geschäftsführer Lewin, dass bei einem KMU innerhalb eines Jahres pro Maschine bis zu 372 Stunden Leerlauf erkannt werden konnten. Seit der Gründung im Jahr 2021 hat die NOVO AI GmbH gemeinsam mit ihren Kunden bereits 174 Tonnen CO2 einsparen können.
Re-cycle II
Problematisch sind diejenigen Bauteile, die im ersten Lebenszyklus verunreinigt werden. Ansonsten aber lassen sich alle Polyamide aus einem Auto recyceln und wiederverwenden.
Hartmut Schoon, Vorstandsvorsitzender der ENNEATECH AG Engineering Polymers aus Großefehn in Ostfriesland, sieht viel Potenzial für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft der Rohstoffe. Bemerkenswert ist, dass der Prozess, den sein Unternehmen entwickelt hat, so weit optimiert werden konnte, dass vergleichbare mechanische Eigenschaften wie bei Neuware erreicht werden.
Recycling bedeutet, ausgediente Produkte zu entsorgen, möglichst werkstoffrein zu sortieren und in einen neuen Produktzyklus einzubringen.
Als Rohstoffquelle nutzt die Enneatech AG Abfälle aus der Textilindustrie aus Nordamerika, Europa, Brasilien und der Türkei. Diese werden am Standort in Großefehn unter Einsatz erneuerbarer Energien recycelt. Dazu werden die Polyamidfasern in einem ersten Schritt gereinigt. Später erfolgt die Re-Compoundierung: In diesem wichtigen Schritt werden durch die Zugabe von Zusatzstoffen die Eigenschaften „eingestellt“. Abschließend entsteht das recycelte Granulat als Ausgangsprodukt für neue Produkte.
Bei der Übertragung der Recyclingprozesse in eine geschlossene Wertstoffkette im Automotive-Sektor gibt es jedoch Herausforderungen, die angegangen werden müssen. Vorstandsvorsitzender Schoon reiht sich in die Liste derjenigen Kreislaufwirtschaftsexperten ein, die die Regularien und die Kontamination der Abfälle thematisieren.
Kommen Kunststoffe bei ihrer ersten Verwendung beispielsweise mit Substanzen wie Benzin, Öl, Fett, Brems- oder Kühlflüssigkeit in Kontakt, beeinflusst dies die erzielbare Güte der Rezyklate. Weiterhin sei zu klären, welche Materialanforderungen bspw. an eine Unterbodenabdeckung aus recyceltem Ausgangsmaterial gestellt werden.
Re-use und Re-cycle
Second Use und Recycling aus einer Hand: Die RE.LION.BAT. Circular GmbH kooperiert mit Autorecycling Kempers GmbH und baut basierend auf einem Joint Venture der DEPPE Group und der Fahrzeug-Werke LUEG AG eine große Recycling-Anlage im Emsland. Laut CEO Christoph Spandau läuft die Kooperation seit einem halben Jahr erfolgreich, und die Anlage soll Ende 2024 in Betrieb gehen.
Re-use bedeutet, Dinge wiederzuverwenden und Recycling heißt, ausgediente Produkte zu entsorgen, möglichst werkstoffrein zu sortieren und in einen neuen Produktzyklus einzubringen.
Bei dem Geschäftsmodell werden die Autoteile zunächst analysiert, ob sie wiederverwertbar sind, dann digital erfasst, gereinigt, verpackt, inventarisiert. Türen oder Stoßfänger werden als Ersatzteile für verunfallte E-Fahrzeuge genutzt. Auch die Batterien werden in einem Second-Use-Prozess zum Bau von Speichereinheiten wieder verwendet. Was nicht wieder verwendet werden kann, geht ins Recycling.
Die neue Fabrik der RE.LION.BAT.Circular wird zu einem sehr hohen Anteil von regenerativen Quellen gespeist, hat eine Kapazität von bis zu 60.000 Tonnen pro Jahr. Somit können zukünftig Rezyklate in neuen Batterien genutzt werden und die Lieferketten für die Wertstoffe werden verkürzt. Insbesondere das Element Lithium und seltene Erden sind Schlüsselelemente in Hochleistungsakkumulatoren. So entsteht in kürzester Zeit in Meppen ein nachhaltiger und ganzheitlicher Beitrag zur Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie.
Re-think II
Damit die Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie funktioniert, muss kreislaufgerecht konstruiert werden, sagt Dr.-Ing. Stefan Caba, Leiter Innovationsfeld nachhaltige Fahrzeugentwicklung bei der EDAG Group.
EDAG untersucht, wie ein Auto zu 100 Prozent aus Rezyklat hergestellt sein und auch wieder zu 100 Prozent zu Rezyklat werden kann. „Die Technologien, die da sind, können funktionieren, wenn man eine gute Sortenreinheit hat“, so Caba. Dann sei es möglich, aus einem Einzelteil durch Wiederverwendung oder durch Re-Manufacturing höherwertige Dinge zu gewinnen als sie lediglich zu recyclen.
Re-think steht für das Umdenken, bspw. das Produktdesign kreislauffähig zu gestalten, also schon in der Entwicklung zu bedenken, wie Emissionen gespart werden können.
Dafür hat die EDAG eine Software entwickelt, die Entwickler befähigt, die Ökobilanz neuentwickelter Produkte von Beginn an zu berücksichtigen. Die Ökobilanzierung wird auch als Life Cycle Assessment (LCA) bezeichnet. Der Lebenszyklus eines Produktes beginnt mit dessen Entstehung, also bereits in der Konzept- und Entwicklungsphase. In dieser Zeit werden bis zu 80 % der Emissionen eines Produktes festgelegt. Das bedeutet, dass mit einem LCA in diesen frühen Phasen bereits viele Emissionen gespart bzw. die Menge reduziert werden kann.
Stellschrauben zur Reduktion der Emissionen liegen in der Auswahl der Werkstoffe (bspw. Polyester oder Baumwolle), der Auswahl der eingesetzten Herstellungsprozesse, sowie bei der Dimensionierung der Produkte (z.B. durch den Einsatz von Leichtbautechniken). Die Software, die EDAG vorgestellt hat, bietet die Möglichkeit, verschieden Entwicklungspfade zu vergleichen und die Ergebnisse in einer vollumfänglichen LCA abzusichern.
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